Das zweite Buch der Makkabäer
Kapitel 1:
Erster Brief zum Fest der Wiedereinweihung des Tempels
Die Juden in Jerusalem und Judäa grüßen ihre Brüder, die Juden in Ägypten, und wünschen ihnen Frieden.
Wir beten zu GOTT, daß er euch Gutes tut und an den Bund denkt, den er mit seinen treuen Dienern Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat. Er mache eure Herzen bereit, ihn zu verehren und ihm zu gehorchen. Er mache euch fähig, seinem Gesetz und seinen Geboten zu folgen, und schaffe euch Frieden. Er erhöre eure Bitten, vergebe euch alle Schuld und verlasse euch nicht in Zeiten der Not. Das ist es, was wir hier und heute für euch erbitten.
Im Jahre hundertneunundsechzig unter König Demetrius, hatten wir euch folgendes geschrieben: Seitdem Jason und seine Leute sich von GOTT, unserem König, losgesagt und sich dagegen aufgelehnt hatten, daß dieses Land ihm gehört, kam furchtbare Not über uns. Das Tor des Tempels ging in Flammen auf, und viele unschuldige Menschen wurden umgebracht. Aber wir beteten zum HERRN und wurden erhört: Bald konnten wir wieder Brandopfer und Speisopfer darbringen. Wir konnten die Lampen im Heiligtum wieder anzünden und die geweihten Brote auslegen.
Jetzt möchten wir euch auffordern, im Monat Kislev sieben Tage lang das Fest der Wiedereinweihung des Tempels zu feiern - genauso lang wie das Laubhüttenfest.
Geschrieben im Jahr hundertachtundachtzig.
Zweiter Brief zum Fest der Wiedereinweihung des Tempels
Die Juden in Jerusalem und Judäa, vertreten durch den Ältesten und durch Judas, grüßen Aristobul, den Mann von höchster priesterlicher Abkunft und Lehrer des Königs Ptolemäus, sowie alle Juden in Ägypten und wünschen ihnen Gesundheit und alles Gute.
Von ganzem Herzen danken wir GOTT, der uns aus großer Gefahr gerettet hat. Er selbst hat sich König Antiochus entgegengestellt und alle verjagt, die zum Kampf gegen die Heilige Stadt aufmarschiert waren. Als nämlich Antiochus mit seinem Heer, das unbesiegbar schien, nach Persien zog, wurden er und seine Gefolgschaft dort im Tempel der Götzin Nanäa erschlagen; sie fielen einem Anschlag der Priester zum Opfer. Antiochus war mit seinen engsten Vertrauten zu dem Heiligtum gekommen, als läge ihm daran, mit der Götzin die Heilige Hochzeit zu feiern. Doch ging es ihm nur um die Mitgift der Götzin, um die reichen Schätze des Tempels. Die Priester legten diese Schätze auch für ihn bereit, und Antiochus ging, nur von wenigen seiner Leute begleitet, in das Innere des Heiligtums. Kaum aber war er eingetreten, da verschlossen die Priester den Tempel, öffneten eine geheime Luke in der getäfelten Decke des Raumes und töteten den König und seine Begleiter mit schweren Steinen, die sie von dort hinunterwarfen. Dann verstümmelten sie die Leichen, schnitten ihnen die Köpfe ab und warfen sie denen zu, die draußen warteten. Unser GOTT hat seine Verächter dem Untergang preisgegeben; er sei für immer gepriesen.
Wir wollen nun am fünfundzwanzigsten Kislew das Fest der Wiedereinweihung des Tempels feiern, ebenso viele Tage wie das Laubhüttenfest, und halten es für unsere Pflicht, euch davon zu unterrichten, damit ihr es ebenso feiert.
Das Feuerwunder zur Zeit Nehemias
Dabei sollt ihr auch die Erinnerung an das Feuer wachhalten, das aufloderte, als Nehemia Tempel und Altar wiederaufgebaut hatte und zum erstenmal wieder Opfer darbringen wollte. Als nämlich unsere Vorfahren nach Persien weggeführt wurden, nahmen die frommen Priester von damals heimlich etwas vom Feuer des Brandopferaltars und versteckten es in einer unterirdischen wasserlosen Zisterne. Dort war es so gut versteckt, daß niemand es entdeckte. Viele Jahre vergingen darüber. Dann gefiel es GOTT, daß Nehemia vom persischen König nach Jerusalem geschickt wurde. Nehemia beauftragte die Nachkommen jener Priester, die damals das Feuer versteckt hatten, nach dem Feuer zu sehen. Als sie meldeten, es sei kein Feuer mehr zu finden, sondern nur schlammiges Wasser, ließ Nehemia etwas davon bringen. Als alles für die Darbringung des Opfers vorbereitet war, befahl Nehemia den Priester, einen Teil des Wassers über das Holz und die Opferstücke auf dem Altar zu gießen. Sie taten es. Als sich wenig später Wolken auflösten und die Sonne zu scheinen begann, loderte auf dem Altar ein großes Feuer auf. Alle sahen es voller Staunen. Während das Opfer in dem Feuer brannte, sprachen die Priester und alle Anwesenden ein Gebet. Jonathan betete vor, und die anderen, auch Nehemia, stimmten mit ein. Sie beteten:
HERR, unser GOTT, alles hast du geschaffen; du bist schreckenerregend in deiner Macht, und doch gerecht und voller Erbarmen. Du allein bist König, und keiner ist gut außer dir. Nur du bist großzügig, freigebig und gerecht. Du bist der HERR der ganzen Welt und bist es für alle Zeiten. Du hast unsere Vorfahren erwählt und zu deinem besonderen Eigentum gemacht, du kannst Israel retten aus aller Not. So nimm dieses Opfer an, das wir für ganz Israel darbringen. Schütze das Volk, das dir gehört, und mach es zu deinem alleinigen Eigentum. Befreie alle aus unserem Volk, die als Sklaven in fremden Ländern leben müssen, und führe sie hierher zusammen. Hilf diesen Verachteten und Geschmähten, damit alle Völker erkennen, daß du unser GOTT bist. Bestrafe die Herrscher, die uns unterdrücken und in ihrem Übermut ihr Spiel mit uns treiben. Pflanze dein Volk wieder ein an deiner heiligen Stätte, wie es Mose angekündigt hat.
Nach diesem Gebet sangen die Priester ihre Lieder zum Preis des HERRN. Als die Opferstücke verbrannt waren, ließ Nehemia den Rest des Wassers über einige größere Steine ausgießen. Auch dabei loderte Feuer auf, doch wurde es ganz überstrahlt von dem Feuerschein, der vom Altar her leuchtete.
Das wurde überall bekannt, auch beim persischen König. Man berichtete ihm, daß genau an der Stelle, an der die Priester einst das Altarfeuer versteckt hatten, das Wasser zum Vorschein gekommen sei, mit dem Nehemia und seine Leute das Opfer entzündet hätten. Der König befahl, den Vorfall zu prüfen. Darauf ließ er den Ort, an dem das Feuer versteckt worden war, einzäunen und erklärte ihn zum heiligen Bezirk. Von den beträchtlichen Einnahmen, die er daraus zog, machte er allen, die in seiner Gunst standen, großzügige Geschenke.
Nehemia und seine Leute nannten das Wasser übrigens Neftar, d.h. Reinigung, nur beim Volk hieß es dann Neftai.
Kapitel 2:
Aus alten Urkunden
In den alten Urkunden kann man lesen, daß der Prophet Jeremia es war, auf dessen Weisung die Männer - wie eben gesagt - das Feuer versteckten, ehe sie in die Verbannung mußten. Weiter wird gesagt, daß Jeremia denen, die in die Verbannung gingen, das Gesetzbuch mitgegeben und sie aufgefordert habe, doch ja die Gebote des HERRN nicht zu vergessen. Sie sollten sich nicht irremachen lassen durch den Anblick der goldenen und silbernen Götzenbilder und durch all den Schmuck, mit dem sie behängt sind. Noch manches dieser Art habe Jeremia ihnen gesagt und sie ermahnt, treu am Gesetz festzuhalten.
In einer der Urkunden stand auch, Jeremia habe auf göttlichen Befehl angeordnet, das heilig Zelt und die Bundeslade aus dem Tempel zu holen und hinter ihm herzutragen. Er sei damit zu dem Berg gegangen, von dem aus Mose einst das Land sehen durfte, das GOTT unserem Volk versprochen hatte. Dort habe Jeremia das heilige Zelt, die Bundeslade und auch den Räucheraltar in einer Höhle versteckt und den Eingang der Höhle verschlossen. Einige aus seiner Begleitung seien später noch einmal hingegangen, um den Weg zur Höhle zu kennzeichnen, hätten sie aber nicht mehr finden können. Als Jeremia erfahren habe, was sie vorhatten, habe er ihnen Vorwürfe gemacht und gesagt: Der Ort soll unbekannt bleiben, bis GOTT sich über sein Volk erbarmt und es wider hierher zusammenführt. Er selbst wird dann alles wieder zum Vorschein bringen. Dann werden auch die Herrlichkeit des HERRN und die Wolke wieder zu sehen sein, wie sie sich zur Zeit Moses gezeigt haben und auch später noch einmal zu sehen waren, als Salomo betete, GOTT möge den Tempel ganz und gar zu seinem Eigentum machen.
Vom weisen König Salomo wird auch erzählt, was geschah, als er zur Vollendung und Einweihung des Tempelbaus Opfer darbringen wollte: So wie Mose zum HERRN betete und daraufhin Feuer vom Himmel fiel und die Opferstücke verbrannte, so betete auch Salomo, und Feuer fiel vom Himmel und verbrannte die Opfer. - Mose hat übrigens damals erklärt: Weil man das Fleisch des Sühneopfers nicht gegessen hat, wurde es vom Feuer verbrannt. - Schon Salomo feierte das Fest der Tempeleinweihung acht Tage lang.
Alles, was wir hier schreiben, findet sich auch in den Berichten und persönlichen Aufzeichnungen Nehemias. Dort steht auch, daß Nehemia eine Bibliothek angelegt hat: Er sammelte die Bücher, die von den Königen und Propheten Israels handeln, auch die Bücher mit den Liedern Davids sowie die Begleitbriefe zu den Weihegeschenken, die ausländische Könige an den Tempel gemacht hatte. Ebenso hat jetzt Judas für uns alle Bücher wieder gesammelt, die infolge des Krieges, den wir zu führen hatten, abhanden gekommen waren. Sie befinden sich bei uns. Sollte euch das eine oder andere Buch fehlen, dann schickt Leute hierher und laßt es euch holen.
Abschluß des zweiten Briefes
Wir selbst werden also das Fest der Wiedereinweihung des Tempels begehen, und wir schreiben euch, weil wir wünschen, daß ihr es gleichfalls tut. Denn GOTT hat sein ganzes Volk befreit und allen, die zu seinem Volk gehören, das Land zurückgegeben, mit dem Königtum, dem Priesterdienst und dem Tempel - ganz so wie er es im Gesetz versprochen hat. Wir sind auch der festen Hoffnung, daß GOTT uns bald sein volles Erbarmen zeigen, uns aus allen Ländern sammeln und an seiner heiligen Stätte wieder zusammenführen wird. Er hat uns ja aus so großen Gefahren errettet und uns dazu verholfen, daß wir den Tempel wieder einweihen konnten.
Das Vorwort des Verfassers
Große Dinge ereigneten sich zur Zeit des Makkabäers Judas und seiner Brüder. Sie konnten den heiligen Tempel in Jerusalem von den Spuren des Götzendienstes reinigen und den Altar wieder weihen. Erfolgreich kämpften sie gegen König Antiochus Epiphanes und seinen Sohn Eupator. Ja, sogar himmlische Mächte griffen in den Kampf ein und standen den tapferen und unermüdlichen Verteidigern des jüdischen Glaubens zur Seite. So gelang es ihnen, obwohl sie nur wenige waren, das ganze Land zurückzuerobern und die Heere der Fremden zu verjagen. Sie brachten das in aller Welt berühmte Heiligtum wieder in ihren Besitz, befreiten die Stadt und setzten die Gesetze wieder in Kraft, die der Feind abschaffen wollte. Dies alles ließ ihnen der HERR in seiner großen Güte gelingen.
Der Geschichtsschreiber Jason aus Zyrene hat diese Ereignisse in fünf Büchern ausführlich beschrieben. Ich habe versucht, den Inhalt in einem Buch zusammenzufassen. Ich hatte nämlich den Eindruck, daß die vielen Zahlen und die Fülle der Einzelheiten es dem Leser schwer machten, der Darstellung zu folgen. Meine Bearbeitung sollte eine angenehme Lektüre werden und auch jemand, der sich den Stoff einprägen will, nicht überfordern. Jeder, der sie in die Hände bekommt, sollte etwas davon haben. Das war meine Absicht.
Es ist mir allerdings nicht leicht gefallen, diese Zusammenfassung zu machen; es war eine mühsame Arbeit, die mich viele Nächte den Schlaf gekostet hat. Wer ein Festessen veranstaltet und seine Gäste zufriedenstellen will, muß eben manche Mühe auf sich nehmen. Das habe auch ich gerne getan; denn ich glaube, daß viele es mir danken werden. Alle Einzelheiten genau festzuhalten, konnte ich unserem Geschichtsschreiber überlassen. Mir ging es nur darum, den Anforderungen zu genügen, die man an eine Zusammenfassung stellt. Wenn ein Haus gebaut wird, trägt der Architekt die Verantwortung für das Ganze; wer nur die Räume ausschmückt, kann sich auf seine begrenzte Aufgabe beschränken. So sehe auch ich meine Tätigkeit. Wer ein Geschichtswerk schreibt, muß alles genau erforschen und die Tatsachen ausführlich und sorgfältig aufzeichnen. Wer aber nur nacherzählt, darf sich kürzer lassen und muß nicht alles bis in die letzte Einzelheit verfolgen.
Doch es wird Zeit, daß ich mit meiner Erzählung beginne; ich habe mich schon viel zu lange mit dem Vorwort aufgehalten. Es wäre ja nicht sehr sinnvoll, eine lange Vorrede zu machen, wenn man die Erzählung kurz halten will.
Kapitel 3:
Der Verrat Simeons am Tempel
Unter dem Obersten Priester Onias herrschten in der heiligen Stadt Jerusalem Frieden und Wohlstand. Die Bürger hielten sich genau an die Gesetze, weil auch Onias selbst den HERRN ernst nahm und alles Unrecht haßte. Immer wieder kam es vor, daß sogar Könige den Tempel ehrten und ihn mit den kostbarsten Geschenken bedachten. Seleukus, König in Asien, bestritt sogar aus seinen Einkünften alle Kosten für den Opferdienst im Tempel.
Die Verwaltung des Tempels lag jedoch damals in den Händen eines gewissen Simeon, eines Nachfahren von Bilga. Dieser Simeon zerstritt sich mit Onias über Fragen der städtischen Marktordnung. Da er sich gegen den Obersten Priester nicht durchsetzen konnte, wandte er sich an Apollonius, den Sohn von Thrseas, der damals Befehlshaber in Zölesyrien und Phönizien war. Er erzählte ihm, der Tempelschatz in Jerusalem sei unvorstellbar reich; das Geld sei gar nicht zu zählen. Da das wenigste davon für die Beschaffung der Opfer gebraucht würde, könnte man es ohne weiteres der Verfügungsgewalt des Königs unterstellen.
Heliodor in Jerusalem
Als Apollonius mit dem König zusammentraf, berichtete er ihm von dem Geld, von dem Simeon ihm erzählt hatte. Darauf gab der König seinem Kanzler Heliodor den Auftrag, nach Jerusalem zu gehen und sich das Geld aushändigen zu lassen. Heliodor machte sich sofort auf den Weg. Er tat so, als wolle er die Städte in Zölesyrien und Phönizien inspizieren, in Wirklichkeit aber ging es ihm nur darum, den Auftrag des Königs auszuführen.
Als er nach Jerusalem kam, wurde er vom Obersten Priester und den Bürgern der Stadt freundlich empfangen. Doch dann kam er auf den Grund seines Besuches zu sprechen und wollte wissen, ob die Angaben über den Tempelschatz zutreffend seien. Der Oberste Priester erklärte darauf, die Angaben des ruchlosen Simeon seien eine freche Lüge. Selbstverständlich befinde sich einiges Geld im Tempelschatz; aber zum Teil seien es Summen, die Witwen und Waisen dort für sich hinterlegt hätten, zum Teil gehöre es auch Hyrkanus, dem Sohn Tibijas, einem hochgestellten und einflußreichen Mann. Alles in allem handle es sich nur um zweihundertachtzig Zentner Silber und hundertvierzig Zentner Gold. Dieses Geld herauszugeben, sei ganz und gar unmöglich; es wäre ein schweres Unrecht gegenüber den Menschen, die es im Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und die Würde und Unantastbarkeit des weltberühmten Heiligtums hier im Tempel hinterlegt hätten.
Heliodor aber berief sich auf den Befehl des Königs und bestand darauf, daß die Gelder dem königlichen Schatz zuzuführen seien. Dann setzte er einen Termin fest und erschien im Tempel, um sich einen Überblick über die vorhandenen Gelder zu verschaffen.
Das Volk von Jerusalem betet
Große Unruhe befiel alle Menschen in der Stadt. Die Priester warfen sich in ihren Gewändern vor dem Altar nieder und riefen zu GOTT, er möge für die Sicherheit des Geldes sorgen, das im Tempel hinterlegt worden sei, denn er selbst habe doch das Gesetz über anvertrautes Gut gegeben. Wer den Obersten Priester sah, dem blutete das Herz: Der Mann zitterte am ganzen Leib vor Sorge und innerem Schmerz; sein Gesicht war bleich und verriet, was er durchmachte. Scharenweise stürzten die Leute aus den Häusern und versammelten sich zum öffentlichen Gebet, um den Schaden abzuwenden, der dem Ansehen des Tempels drohte. Frauen im Trauergewand, die Brust entblößt, füllten die Straßen; die jungen Mädchen, die von ihren Eltern im Haus festgehalten wurden, liefen an die Tür oder zum Fenster oder an die Hofmauer. Sie alle streckten ihre Hände zum Himmel aus und flehten zu GOTT um Hilfe. Es war zum Erbarmen, wie das Volk sich wild durcheinander zum Gebet niederwarf und der Oberste Priester von Angst und Sorge gequält wurde.
Der HERR beschützt seinen Tempel
Während das Volk von Jerusalem den HERRN der ganzen Welt anflehte, er möge das Geld schützen, das im Tempel hinterlegt worden war, machte Heliodor sich ans Werk und wollte sein Vorhaben ausführen. Schon stand er mit seinen Leibwächtern in der Schatzkammer, da ließ ihm der, der über die Engel und über jegliche Macht gebietet, einen gewaltige Erscheinung zuteil werden. Heliodor und alle, die es gewagt hatten, mit ihm die Kammer zu betreten, bekamen die Macht GOTTES auf eine Weise zu spüren, daß sie vor Angst wie gelähmt dastanden. Sie sahen ein Pferd, mit herrlichem Geschirr geschmückt, und auf ihm einen Reiter in goldener Rüstung, bei dessen Anblick man erschrecken mußte. Das Pferd stürmte auf Heliodor los, bäumte sich vor ihm auf und schlug mit seinen Vorderhufen auf ihn ein. Zugleich erschienen zwei junge Männer in strahlendem Gewand und von ungewöhnlicher Kraft und Schönheit. Sie traten, der eine von rechts, der andere von links, an Heliodor heran und peitschten ihn unbarmherzig aus. Heliodor verlor das Bewußtsein und stürzte zu Boden. Mit großem Gefolge und mit einer ganzen Leibgarde war er soeben erst in der Schatzkammer des Tempels erschienen, und schon wurde er, auf einer Bahre liegend, wieder hinausgetragen. Hilflos war er zusammengebrochen, nachdem er die Macht GOTTES spürbar kennengelernt hatte.
Da lag er nun also, weil der HERR selbst eingegriffen hatte. Er konnte nicht mehr reden, und es gab keinerlei Hoffnung, daß er überhaupt mit dem Leben davonkommen würde. Das Volk von Jerusalem aber pries den HERRN, weil er seinen Tempel auf so wunderbare Weise geschützt hatte. Eben waren im Tempel noch alle voller Angst und Verwirrung gewesen, jetzt jubelten sie in überschwenglicher Freude; der HERR der ganzen Welt hatte offen seine Macht gezeigt.
Onias betet für Heliodor
Während Heliodor in den letzten Zügen lag, baten einige seiner Freunde den Obersten Priester Onias, er möge doch für ihn zum höchsten GOTT beten und ihm dadurch das Leben retten. Darauf brachte Onias für Heliodor ein Opfer dar und betete für seine Genesung. Er fürchtete ohnehin, der König könnte meinen, die Juden hätten Heliodor einfach umgebracht.
Während der Oberste Priester das Sühneopfer darbrachte, sah Heliodor wieder dieselben jungen Männer mit dem strahlenden Gewand, die ihm in der Schatzkammer des Tempels erschienen waren. Sie sagten zu ihm: Du bist dem Obersten Priester Onias großen Dank schuldig; um seinetwillen schenkt der HERR dir das Leben! Und nachdem du vom Himmel herab ausgepeitscht wurdest, verkünde jetzt allen Menschen, wie groß und mächtig GOTT ist! Nach diesen Worten verschwanden sie wieder.
Heliodor verkündet die Macht des HERRN
Heliodor ließ nun auch seinerseits dem HERRN ein Opfer darbringen und gelobte, ihm reiche Geschenke zu machen, weil er ihm das Leben geschenkt hatte. Danach verabschiedete Heliodor sich von Onias und kehrte mit seinen Truppen zum König zurück. Überall verkündete er, was der HERR, der größte aller Götter, getan hatte und was er ihn mit eigenen Augen sehen ließ.
Als der König ihn fragte, wen er denn jetzt noch nach Jerusalem schicken könnte, gab Heliodor zur Antwort: Wenn du einen Feind hast oder einen Mann weißt, der dir die Herrschaft streitig machen möchte, dann schick ihn hin. Er wird ausgepeitscht zu dir zurückkommen - wenn er überhaupt am Leben bleibt; denn wahrhaftig: an jener Stätte wirkt eine gewaltige göttliche Macht. Der GOTT, der im Himmel seine Wohnung hat, wacht über diesen Tempel und schützt ihn, und er bringt jeden um, der in böser Absicht dorthin kommt.
So also erging es Heliodor, und so wurde der Tempelschatz vor Plünderung bewahrt.
Kapitel 4:
Onias sucht Hilfe beim König
Simeon aber, der an seinem Volk und Land Verrat geübt und Apollonius vom Tempelschatz erzählt hatte, stellte nun die böse Behauptung auf, Onias selbst habe Heliodor so zurichten lassen. Er besaß die Frechheit, Onias als einen Aufwiegler gegen die Herrschaft des Königs hinzustellen - ausgerechnet Onias, den Mann, der so viel Gutes für Jerusalem getan, der sich alle Zeit für seine Mitbürger eingesetzt, der stets leidenschaftlich auf die Einhaltung der Gesetze gedrungen hatte! Die Feindschaft spitzte sich dermaßen zu, daß von einem der Gefolgsleute Simeons sogar Morde verübt wurden. Onias begriff, wie gefährlich die Lage war. Denn er sah, daß Apollonius, der Sohn Menestheus, der Befehlshaber von Zölesyrien und Phönizien, Simeon unterstützte. Deshalb reiste Onias zum König. Er wollte nicht seine Mitbürger anschwärzen, vielmehr ging es ihm um das Wohl des ganzen Volkes und jedes einzelnen. Es war ihm nämlich klargeworden, daß ohne Eingreifen des Königs die Lage sich nicht mehr beruhigen würde; Simeon würde mit seinem wahnsinnigen Treiben nie aufhören.
Jason führt griechische Sitten ein
Einige Zeit darauf starb König Seleukus, und Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes übernahm die Regierung. Da erschlich sich Jason, der Bruder Onias, das Amt des Obersten Priesters. Er bat um eine Audienz beim König und versprach ihm aus den Steuereinnahmen zweihundertfünfzig Zentner Silber und noch fünfundfünfzig Zentner aus einer anderen Quelle, wenn er ihn zum Obersten Priester machen würde. Außerdem wollte er ihm noch weitere hundert Zentner Silber anweisen lassen, wenn er die Vollmacht erhielte, eine Sportanlage mit einer Schule für die männliche Jugend zu errichten und Jerusalem in eine griechische Stadt mit dem Namen Antiochia umzuwandeln. Er selbst wollte darüber bestimmen, wer das Bürgerrecht dieser Stadt erhalten sollte. Der König war mit allem einverstanden.
Sobald Jason das erstrebte Amt bekommen hatte, zwang er seinen Mitbürgern die griechische Lebensweise auf. Er schaffte die Vorrechte ab, die den Juden auf Vermittlung Johanans von einem früheren syrischen König zugestanden worden waren. Johanan war der Vater jenes Eupolemus, der später nach Rom ging, um den Beistandspakt mit den Römern abzuschließen. Er hob die auf das Gesetz GOTTES gegründete Verfassung auf und führte neue Gebräuche ein, die im Widerspruch zu diesem Gesetz standen. Er richtete absichtlich genau am Fuß des Tempelberges eine Sportanlage ein und ließ dort die besten jungen Männer ausbilden, wobei sie die griechischen Hüte trugen. So kam die grieschische Lebensart in Mode, und immer mehr wandte man sich dem ausländischen Wesen zu. Das alles hatte dieser verbrecherische Jason angestiftet, der ganz zu Unrecht den Titel eines Obersten Priester führte.
Schließlich kam es soweit, daß die Priester ihre gottesdienstlichen Pflichten vernachlässigten; der Tempeldienst galt ihnen nichts mehr, und für die Opfer hatten sie keine Zeit. Statt dessen beteiligten sie sich an den Wettkämpfen, die im Widerspruch zum Gesetz GOTTES stehen. Sobald der Gong das Zeichen dazu gab und das Öl verteilt wurde, mit dem sich die Wettkämpfer einrieben, zog es sie unwiderstehlich zum Sportplatz. Was bei ihren Vorfahren als Ehre gegolten hatte, war ihnen nichts mehr wert. Dagegen waren sie ganz versessen auf die griechischen Auszeichnungen. Aber genau deshalb traf sie später das Unglück. Ausgerechnet ihre großen Vorbilder, denen sie um jeden Preis gleichen wollten, wurden ihre Feinde und Unterdrücker. Man setzt sich nicht ungestraft über die göttlichen Gesetze hinweg. Das sollte sich in der folgenden Zeit deutlich zeigen.
Jerusalem - griechische Stadt, Stadt des Königs Antiochus
In der Stadt Tyrus fanden alle vier Jahre Wettkämpfe zu Ehren des Götzen Herakles statt. Als nun der König die Spiele besuchte, schickte der schändliche Jason Männer dorthin, die als Abgesandte der Stadt Antiochia-Jerusalem dreihundert Silberdrachmen für das Opfer übergeben sollten, das man bei dieser Gelegenheit Herakles darbringt. die Männer überreichten das Geld, verlangten aber, daß es für andere Zwecke auf die Seite gelegt und nicht für das Opfer verwendet werde, denn das gehöre sich nicht. Nach dem Willen Jasons also wäre das Geld für das Opfer zu Ehren von Herakles verwendet worden, nur den Überbringern ist es zu verdanken, daß man es schließlich zum Schiffsbau benutzte.
Antiochus hatte Apollonius, den Sohn von Menetheus, nach Ägypten geschickt; er sollte dort an der Krönungsfeier für König Philometor teilnehmen. Auf diese Weise brachte Antiochus in Erfahrung, daß der neue ägyptische König ihm und seiner Politik feindlich gegenüberstand. So mußte er nun darauf bedacht sein, seine Herrschaft zu sichern und kam deshalb nach Joppe und von dort nach Jerusalem. Jason und die Bevölkerung Jerusalems bereiteten ihm einen großartigen Empfang; unter Fackelschein und Freudengeschrei wurde er in die Stadt geleitet. Daraufhin zog Antiochus mit seinem Heer wieder nach Phönizien.
Menelaus als Oberster Priester
Jason schickte drei Jahre nach seinem Amtsantritt Menelaus, den Bruder des oben erwähnten Simeon, zum König. Er sollte dem König das vereinbarte Geld überbringen und einige wichtige Beschlüsse durch ihn bestätigen lassen. Doch als er vor dem König stand, gab er sich sehr gewichtig, hielt Lobreden auf den König und erreichte, daß er selbst das Amt des Obersten Priesters zugesprochen bekam. Das gelang ihm vor allem dadurch, daß er dem König zweihundert Zentner Silber mehr in Aussicht stellte, als Jason durch ihn hatte überbringen lassen. Mit den entsprechenden königlichen Vollmachten ausgestattet, kehrte er nach Jerusalem zurück. Er hatte im übrigen keine der Eigenschaften, die für das Amt des Obersten Priesters erforderlich sind, dafür aber die Sinnesart eines Tyrannen und die Leidenschaftlichkeit eines wilden Tieres. Jason, der seinen eigenen Bruder hintergangen und ausgeschaltet hatte, war nun selbst von einem anderen hintergangen und ausgeschaltet worden; er floh auf ammonitisches Gebiet.
Menelaus hatte nun zwar die Herrschaft an sich gebracht, machte aber keine Anstalten, das versprochene Geld herbeizuschaffen. Sostratus, der Befehlshaber der Festung in Jerusalem, der für die Eintreibung der Gelder verantwortlich war, mahnte ihn zwar, aber es geschah nichts. Deshalb wurden schließlich beide zum König befohlen. Menelaus ließ seinen Bruder Lysimachus als Stellvertreter im Amt des Obersten Priesters in Jerusalem zurück; Sostratus ernannte Krates, den Befehlshaber der Söldnertruppe aus Zypern, zu seinem Stellvertreter.
Unterdessen war in Tarsus und Mallus ein Aufstand ausgebrochen, weil der König diese Städte seiner Nebenfrau Antiochis zum Geschenk gemacht hatte. Der König mußte schnell dort eingreifen, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, und ließ Andronikus, einen hohen Beamten, als seinen Stellvertreter in Antiochia zurück. Menelaus glaubte, die günstige Gelegenheit nutzen zu sollen: Er entwendete aus dem Tempel einige goldene Geräte und machte sie Andronikus zum Geschenk. Andere Tempelgeräte hatte er schon an die Stadt Tyrus und an sonstige benachbarte Städte verkauft.
Der rechtmäßige Oberste Priester wird ermordet
Als Onias von diesen Vorgängen erfuhr, zog er sich in den Schutz eines Heiligtums bei Daphne zurück - Daphne ist ein Vorort von Antiochia - und erhob von dort aus öffentlich Anklage gegen Menelaus. Menelaus aber forderte Andronikus in geheimer Unterredung auf, Onias umbringen zu lassen. Andronikus ließ sich für den hinterhältigen Anschlag gewinnen. Er begab sich zu Onias, sagte ihm unter Eid und mit Handschlag volle Sicherheit zu und beredete ihn so, den Bereich des Heiligtums zu verlassen. Onias ging darauf ein, obwohl ihm die Sache verdächtig war, und sofort ließ Antronikus ihn töten, ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz. Nicht nur die Juden, auch viele von den Nichtjuden, waren erbittert und empört über diesen Mord.
Der Mörder erhält seine Strafe
Als der König aus Sizilien zurückgekehrt war, gingen die Juden von Antiochia zu ihm und legten Protest ein wegen der völlig rechtswidrigen Tötung von Onias; auch die Griechen gaben ihrer Empörung Ausdruck. König Antiochus war von tiefer Trauer und von Mitleid bewegt; er weinte, weil ein so besonnener und untadeliger Mann auf solche Weise hatte sterben müssen. In glühendem Zorn ließ er Andronikus auf der Stelle das Purpurgewand wegnehmen, die Kleider vom Leibe reißen und ihn so durch die ganze Stadt führen bis zu der Stelle, wo das Verbrechen an Onias geschehen war. Genau an der Stelle ließ er den Mörder hinrichten. So erhielt Andronikus vom HERRN die verdiente Strafe.
Ein Tempelräuber wird gelyncht
Lysimachus hatte sich inzwischen mit Einverständnis seines Bruders Menelaus zahllose Übergriffe auf den Tempelschatz erlaubt. Viele goldene Geräte waren schon hierhin und dorthin veräußert worden. Als das bekannt wurde, rottete sich das Volk von Jerusalem gegen Lysimachus zusammen. Dieser stellte eine Truppe von etwa dreitausend Mann auf und ließ sie gegen die aufgebrachte und vor Zorn kochende Menge vorgehen. Anführer dieser Truppe war Auranus, ein Mann vor vorgerücktem Alter, und ebenso vorgerückten Unverstand. Als die im Vorhof des Tempels versammelten Menschen merkten, daß Lysimachus angreifen ließ, nahmen sie Steine und Holzknüppel oder auch Asche, die vom Brandopferaltar abgeräumt worden war, und schleuderten das alles auf Lysimachus und seine Leute. Viele der Angreifer wurden verwundet, einige getötet; wer noch laufen konnte, ergriff die Flucht. Der Tempelräuber selbst aber, Lysimachus, wurde bei der Schatzkammer totgeschlagen.
Menelaus rettet sich durch Bestechung
Wegen dieser Vorfälle wurde eine gerichtliche Untersuchung gegen Menelaus eingeleitet. Als der König nach Tyrus kam, sandte der Ältestenrat von Jerusalem drei Männer dorthin, die vor dem König die Anklage erhoben. Menelaus hatte den Prozeß schon so gut wie verloren, da versprach er Ptolemäus, dem Sohn Dorymenes, er werde ihm eine hohe Geldsumme geben, wenn er den König dazu überrede, den Prozeß zu seinen Gunsten zu entscheiden. Ptolemäus nahm darauf den König beiseite, führte ihn in einen Säulengang, als wolle er ihm eine kleine Ruhepause verschaffen, und stimmte ihn um. Der König sprach daraufhin Menelaus, der doch an der ganzen Sache schuld war, frei. Die drei Unglücklichen aber, die vom Ältestenrat abgesandt worden waren, und die man selbst bei den grausamen Skythen für unschuldig erklärt haben würde, verurteilte er zum Tod. Sie wurden auch sofort hingerichtet - sie, die sich doch lediglich für Jerusalem und die jüdischen Ortschaften und für die geraubten Tempelgeräte eingesetzt hatten. Selbst einzelne Bürger von Tyrus zeigten offen, daß sie mit diesem Verbrechen nicht einverstanden waren: durch großzügige Spenden sorgten sie für eine ehrenvolle Bestattung der Hingerichteten. Menelaus aber blieb - dank der Geldgier der Machthaber - im Amt. Seine Schlechtigkeit nahm immer mehr zu, und er wurde zum schlimmsten Feind seines Volkes.
Kapitel 5:
Ein Zeichen am Himmel
Um diese Zeit unternahm Antiochus seinen zweiten Feldzug gegen Ägypten. Über ganz Jerusalem sah man damals fast vierzig Tage Reiter in golddurchwirkten Gewändern, jede Abteilung mit Lanzen bewaffnet, am Himmel daherjagen. Man sah Schwerter blitzen, Reiterscharen, zum Kampf aufgestellt, in Angriff und Gegenangriff aufeinanderprallend, das Auf und Ab, Hin und Her der Schilde, die Menge der Speere und der schwirrenden Pfeile und das Glänzen des Goldschmucks an all den Rüstungen und Waffen. Alle Bewohner Jerusalems beteten, daß diese Erscheinung Gutes bedeuten möge.
Jason will die Macht zurückgewinnen
Als sich die falsche Nachricht verbreitete, Antiochus sei in Ägypten ums Leben gekommen, sammelte Jason gut tausend Mann um sich und machte einen Überraschungsangriff auf Jerusalem. Bald waren die Verteidiger auf den Mauern bezwungen und die Stadt eingenommen. Menelaus rettete sich in die Festung oberhalb des Tempels. Jason aber richtete unter seinen eigenen Mitbürgern erbarmungslos ein Blutbad an. Der Gedanke kam ihm nicht, daß Kriegsglück gegenüber dem eigenen Volk die schlimmste Art von Unglück ist. Er betrachtete seinen Erfolg einfach als einen Sieg über Feinde und sah darin nicht die Niederlage seines eigenen Volkes. Die Herrschaft konnte er dennoch nicht an sich reißen und mußte schließlich zum zweiten Mal auf ammonitisches Gebiet fliehen. Das ganze Unternehmen hatte ihm nur Schimpf und Schande eingebracht.
Mit Jason nahm es ein schlimmes Ende: Zunächst wurde er von dem arabischen König Aretas gefangengesetzt. Später mußte er von einer Stadt zur anderen fliehen. Überall wurde er verfolgt, gehaßt und verabscheut als der Mann, der Verrat an den Gesetzen seines Volkes begangen hatte und in seinem Land zum Henker seiner eigenen Mitbürger geworden war. Schließlich verschlug es ihn nach Ägypten und dann zu Schiff bis nach Griechenland. Er hoffte, dort bei den Spartanern Zuflucht zu finden, die ja mit den Juden verwandt sind. Er, der viele gezwungen hatte, ihre Heimat zu verlassen, mußte nun selbst als Flüchtling in einem fremden Land sterben. Viele Menschen waren durch ihn ums Leben gekommen, und ihre Leichen waren unbestattet liegengeblieben. Dafür hielt nun auch ihm niemand die Totenklage, und das Begräbnis bei den Gräbern seiner Vorfahren blieb ihm verzagt.
Antiochus bestraft Jerusalem
Als König Antiochus von den Vorgängen in Jerusalem erfuhr, meinte er, ganz Judäa befinde sich im Aufstand. Wütend wie ein wildes Tier kam er aus Ägypten zurück und nahm die Stadt mit Waffengewalt ein. Dann gab er seinen Soldaten den Befehl, alles, was ihnen über den Weg lief, erbarmungslos niederzumachen und auch die abzuschlachten, die sich in ihre Häuser geflüchtet hatten. Es begann ein grauenhaftes Gemetzel, dem Junge und Alte, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge gleichermaßen zum Opfer fielen. In nur drei Tagen verlor Jerusalem achtzigtausend Einwohner: vierzigtausend wurden umgebracht und weitere vierzigtausend als Sklaven verkauft.
Doch das genügte Antiochus noch nicht; er wagte es, den heiligsten Ort auf der ganzen Erde - den innersten Tempelbereich - zu betreten. Als Führer diente ihm dabei Menelaus, der ja schon lange zum Verräter am Gesetz und an seinem Volk und Land geworden war. Mit seinen blutbefleckten unreinen Händen griff Antiochus nach den heiligen Geräten und raffte die Weihegaben zusammen, die andere Könige gestiftet hatten, um den Tempel zu ehren und seinen Glanz zu erhöhen.
Antiochus war sehr stolz auf das, was er getan und erreicht hatte. Er wußte ja nicht, daß der HERR nur für kurze Zeit über die Verfehlungen der Bewohner Jerusalems zornig war und sich deshalb nicht um seinen Tempel kümmerte. Wäre das Volk von Jerusalem nicht gerade zu dem Zeitpunkt in mancherlei Schuld verstrickt gewesen, Antiochus wäre auf der Stelle bestraft worden. Ihm wäre es nicht besser ergangen als Heliodor, der im Auftrag von König Seleukus die Schatzkammer inspizieren sollte: mit Geißelhieben wäre ihm sein Übermut ausgetrieben worden. Aber nur weil das Volk von Jerusalem das besondere Eigentum GOTTES ist, ist es auch der Tempel, und nicht umgekehrt. Und wie der Tempel damals mitzuleiden hatte unter dem Unglück, von dem das Volk getroffen war, so durfte er danach auch wieder an all dem Guten teilhaben, das GOTT seinem Volk schenkte. Der HERR der ganzen Welt hatte in seinem Zorn den Tempel schutzlos preisgegeben, doch als er, der große Herrscher, sich mit seinem Volk wieder ausgesöhnt hatte, wurde auch der Tempel in aller Pracht wiederhergestellt.
Das Land unter griechischer Herrschaft
Antiochus ließ noch tausendzweihundert Zentner Silber aus dem Tempelschatz holen, dann kehrte er in Eilmärschen nach Antiochia zurück. In seinem Größenwahn meinte er, alles erreichen zu können - sogar daß Schiffe über trockenes Land fahren und Soldaten übers Meer marschieren. Um das Volk zu schikanieren, hatte er königliche Bevollmächtigte zurückgelassen. In Jerusalem war es Philippus, der Herkunft nach ein Phrygier, der Gesinnung nach aber noch roher als Antiochus selber, und auf dem Berg Garizim Andronikus. Dazu kam noch Menelaus, der seine jüdischen Mitbürger weit schlimmer behandelte, als die königlichen Aufsichtsbeamten es taten.
König Antiochus ging in seinem Haß gegen die Juden so weit, daß er Apollonius, den Befehlshaber der Söldnertruppen aus Mysien, mit einem Heer von zweiundzwanzigtausend Mann aus Jerusalem schickte. Apollonius hatte den Auftrag, alle Männer der Stadt zu töten und die Frauen und Kinder als Sklaven zu verkaufen. Als Apollonius nach Jerusalem kam, spielte er zunächst den Friedfertigen. Er wartete ab bis zum Sabbat, dem Tag, der den Juden heilig ist. Als er sah, daß überall die Arbeit ruhte, veranstaltete er eine Truppenparade vor den Toren der Stadt. Plötzlich gab er den Soldaten den Befehl, alle niederzumachen, die aus der Stadt gekommen waren, um bei dem Schauspiel dabeizusein. Danach stürmten die Soldaten in die Stadt und richteten dort ein furchtbares Blutbad an.
Judas aber, der dann als der Makkabäer bekannt wurde, zog sich mit neun anderen Männern in die wüstenähnlichen Gebirgsgegenden zurück. Dort lebten sie wie wilde Tiere und ernährten sich die ganze Zeit über von Pflanzen, um nicht wie die anderen unrein zu werden.
Kapitel 6:
Der König erzwingt die Verehrung seines Götzen
Schon bald nach der Entsendung von Apollonius schickte König Antiochus den Athener Geron nach Jerusalem. Er sollte die Juden zwingen, den Glauben ihrer Vorfahren aufzugeben und nicht mehr nach GOTTES Geboten zu leben. Zu seinem Auftrag gehörte es, den Tempel in Jerusalem zu entweihen und in ein Heiligtum des Griechengötzen Zeus umzuwandeln, und genauso den Tempel der Samaritaner auf dem Berg Garizim, was übrigens die Leute dort selbst vorgeschlagen hatten. Der oberste Götze der Griechen sollte in Jerusalem als Herrscher auf dem Götterberg Olymp und auf dem Garizim als Hüter des Gastrechts verehrt werden(Hellenismus).
Was nun geschah, war unerhört und empörend. Dem Bösen wurde Tür und Tor geöffnet. Die Fremden trieben es schlimm im Heiligtum. Sie hielten mit Prostituierten Gelage und verkehrten mit ihnen innerhalb des heiligen Bezirks. Auch brachten sie viele Dinge in den Tempel, die dort nicht hingehören. Auf dem Altar verbrannten sie massenhaft unreine Tiere, die nach dem Gesetz GOTTES nicht zum Opfer zugelassen sind. Man konnte weder den Sabbat halten noch die alten Feste begehen, ja, man durfte sich überhaupt nicht mehr zum jüdischen Glauben bekennen. Auf demütigende Weise wurden die Bewohner Jerusalems jeden Monat am Geburtstag des Königs gezwungen, an einem Opfermahl teilzunehmen, und am Fest des Weingötzen Dionysos mußten sie mit Kränzen aus Efeu in der Prozession mitgehen.
Auf Anregung der Bewohner von Ptolemais kamen die griechischen Städte in der Nachbarschaft Judäas überein, gegen die Juden, die bei ihnen wohnten, auf die gleiche Weise vorzugehen und sie zur Teilnahme an ihren Opfermahlzeiten zu zwingen. Wer sich weigerte, die griechischen Bräuche mitzumachen, sollte hingerichtet werden.
Nun zeigte sich erst recht, welches Unglück über die Juden hereingebrochen war. Zwei Frauen hatten ihre neugeborenen Söhne beschneiden lassen und wurden deshalb vor Gericht gestellt. Man hängte ihnen die Säuglinge an die Brust, führte sie öffentlich in der Stadt herum und stürzte sie anschließend von der Stadtmauer. Andere waren außerhalb Jerusalems zusammengekommen, um heimlich in Höhlen den Sabbat zu feiern. Das wurde Philippus, dem königlichen Bevollmächtigten, verraten, und alle wurden in ihren Höhlen ausgeräuchert. Weil sie den Sabbat heilig halten und das Sabbatgebot nicht brechen wollten, unternahmen sie nichts, um sich zu retten.
GOTT meint es gut mit seinem Volk
An dieser Stelle möchte ich meine Leser ermahnen, nicht den Mut zu verlieren, wenn sie von diesen schlimmen Ereignissen hören. Sie sollen sich vielmehr vor Augen halten: Der HERR straft unser Volk nicht, um es zu vernichten, sondern um es auf den rechten Weg zurückzubringen. Es ist ein Zeichen seiner Güte, wenn er einen Schuldigen nicht lange schont, sondern ihn sofort zur Rechenschaft zieht. Bei den anderen Völkern wartet er geduldig ab, bis das Maß ihrer Schuld voll ist. Mit uns will er anders verfahren. Er will uns nicht so tief in Schuld geraten lassen, daß er uns am Ende völlig vernichten muß. Darum schickt er uns Leiden, damit wir auf den rechten Weg zurückkehren. Aber er gibt sein Volk niemals auf und entzieht uns nicht seine Liebe. Daran wollte ich hier kurz erinnern und werde nun in der Erzählung fortfahren.
Ein alter Mann wird auf die Probe gestellt
Zu den angesehensten Gesetzeslehrern zählte damals Eleasar. Er war schon sehr alt, aber noch rüstig und eine eindrucksvolle Erscheinung. Man riß ihn den Mund auf und wollte ihn zwingen, Schweinefleisch zu essen. Eleasar aber wollte lieber ehrenvoll sterben als in Schande weiterleben. Er spuckte das Fleisch wieder aus und begab sich freiwillig zur Richtstätte. Damit gab er allen, die zur Teilnahme am Opfermahl gezwungen werden sollten, ein Beispiel. Er zeigt ihnen, daß man unter keinen Umständen essen soll, was GOTT verboten hat, auch wenn es das Leben kostet.
Die Männer, die den Auftrag hatten, dieses schändliche Opfermahl abzuhalten, waren gute alte Bekannte Eleasars. Sie nahmen ihn beiseite und machten ihm den Vorschlag: Bringe uns doch Fleisch, das du essen darfst und das du dir selbst zubereitet hast. Iß es vor aller Augen, aber tu so, als sei es das Opferfleisch, das der König vorgeschrieben hat. Wir wollen dir gerne helfen und dir das Leben retten. Wir sind doch alte Freunde!
Eleasar aber dachte an sein Alter und hohes Ansehen. Von Jugend auf hatte er vorbildlich gelebt und war in Ehren ergraut. Nun sollte er das alles preisgeben? Vor allem aber wollte er dem heiligen Gesetz GOTTES treu bleiben, und so forderte er ohne Zögern: Richtet mich hin! Wer so alt ist wie ich, darf seine Überzeugung nicht verleugnen. Viele der jungen Leute werden sonst glauben, ich mit meinen neunzig Jahren hätte mich zu der fremden Lebensweise bekehrt. Dann wird meine Heuchelei schuld daran sein, wenn sie auf den falschen Weg geraten. Soll ich alter Mann mir Schimpf und Schande zuziehen? Und das alles wegen der kurzen Zeit, die ich noch zu leben hätte? Vielleicht kann ich mich für den Augenblick vor der Strafe retten, die von Menschen verhängt wird. Aber vor dem Gericht des HERRN der ganzen Welt wird mich nichts und niemand retten, weder im Leben noch im Tod. Darum will ich jetzt tun, was sich für einen Mann meines Alters schickt, und mutig in den Tod gehen. Dann werden die jungen Männer an meinem Beispiel lernen, wie man willig und würdig für die alten und heiligen Gesetze GOTTES stirbt.
Nach diesen Worten trat Eleasar entschlossen vor zu der Stelle, an der die Hinrichtung stattfinden sollte. Seine alten Freunde hielten ihn für verrückt, und ihr Wohlwollen schlug in Feindschaft um. Während man ihn zu Tode prügelte, sagte er stöhnend: GOTT weiß alles; er weiß auch, daß ich dem Tod hätte entrinnen können. Ich leide Qualen, aber ich ertrage sie gern, weil ich GOTT gehorchen will. So starb er. Nicht nur für die Jugend, sondern auch für den größeren Teil seines Volkes wurde er zum Vorbild ehrenhafter Gesinnung und tapferen Handeln.
Kapitel 7:
Sieben Brüder bezeugen die Macht ihres GOTTES
Einmal wurden auch sieben Brüder zusammen mit ihrer Mutter festgenommen. Sie sollten in Gegenwart des Königs gezwungen werden, gegen das Gesetz GOTTES zu handeln und Schweinefleisch zu essen. Der König ließ sie mit Geißeln und Riemen auspeitschen.
Einer nahm für alle das Wort und sagte zum König: Glaubst du vielleicht, daß du damit etwas erreichst? Wir werden lieber sterben, als gegen die Gesetze handeln, die wir von unseren Vorfahren haben.
Der König geriet außer sich vor Zorn und befahl, unter den Kesseln und Pfannen Feuer zu machen. Er ließ dem Wortführer vor den Augen seiner Mutter und seiner Brüder die Zunge abschneiden, nach Skythenart die Kopfhaut abziehen, Nase und Ohren abschneiden und schließlich noch Hände und Füße abhacken. Dann ließ er den Verstümmelten, der immer noch lebte, in die Pfanne werfen und braten. Während der Geruch des schmorenden Fleisches bis zu ihnen drang, ermutigten die anderen Brüder und die Mutter einander, nicht nachzugeben, sondern tapfer zu sterben. Sie sagten: Der HERR, unser GOTT, sieht uns und hat gewiß Erbarmen mit uns. Mose hat es in dem Lied gesagt, in dem er unser Volk anklagt: Der HERR wird Mitleid haben mit den Seinen.
Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, holten sie den zweiten und begannen mit ihm dasselbe grausame Spiel. Sie rissen ihm die Kopfhaut ab und sagten zu ihm: Wenn du kein Schweinefleisch ißt, werden wir dir ein Glied nach dem anderen abhacken. Wirst du also essen? Nein, erwiderte er in seiner Muttersprache. Da verfuhren sie mit ihm genau wie mit dem ersten. Sterbend sagte er zum König: Du Verbrecher! Du kannst uns zwar dieses Leben nehmen, aber der König der ganzen Welt wird uns zu einem ewigen Leben erwecken, weil wir im Gehorsam gegen seine Gesetze gestorben sind.
Dann kam der dritte an die Reihe. Als man seine Zunge verlangte, streckte er sie ohne zu zögern heraus und hielt mutig die Hände zum Abhacken hin. Gelassen sagte er: Was ihr mir nehmt, habe ich vom GOTT des Himmels. Im Gehorsam gegen seine Gesetze gebe ich es hin, und ich vertraue darauf, daß er es mir wiedergeben wird. Sogar der König und seine Begleiter staunten, weil er sich aus den Schmerzen überhaupt nichts machte.
Danach mißhandelten sie den vierten genau wie die anderen. Bevor er starb, sagte er zum König: Wie herrlich ist es, daß es für die, die aus diesem Leben scheiden, eine Hoffnung gibt! GOTT hat versprochen, daß sie wieder zum Leben auferstehen sollen. Aber für dich gibt es keine Auferstehung!
Als sie den fünften holten, um ihn zu quälen, blickte er den König an und sagte: Du tust, was dir gefällt; aber du hast nur Gewalt gegenüber Menschen, und deine Macht ist vergänglich. Rede dir nicht ein, daß GOTT unser Volk verlassen hat! Warte nur, und du wirst seine mächtige Hand zu spüren bekommen, wenn er dich und deine Nachkommen mit Qualen straft.
Der sechste sagte sterbend zum König: Wiege dich nicht in Sicherheit! Wir sind selbst schuld an dem, was wir leiden müssen. Unser Volk hat seinem GOTT nicht gehorcht, darum sind so befremdliche Dinge geschehen. Bilde dir nicht ein, daß GOTT dich schonen wird, wenn du ihn so herausforderst!
Was eine Mutter von ihren Söhnen erwartet
Es verdient die höchste Bewunderung und sollte niemals in Vergessenheit geraten, wie tapfer die Mutter dies alles ertrug. Sie mußte mit ansehen, wie ihre sieben Söhne an einem Tag umkamen, und doch verzweifelte sie nicht, weil sie dem HERRN vertraute. Sie blieb gefaßt und sprach jedem von ihnen in ihrer Sprache Mut zu. In den Worten, die sie an alle richtete, verband sich das tiefe Empfinden der Frau mit dem Mut eines Mannes. Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leib entstanden seid, sagte sie zu ihnen. Ich habe euch nicht selbst das Leben geschenkt und eure Körper aus ihren Bestandteilen aufgebaut. Der Schöpfer der Welt, nach dessen Plan alle Dinge entstehen, erschafft und bildet auch die Menschen. Wenn ihr jetzt im Gehorsam gegen seine Gesetze euer Leben opfert, wird er mit euch Erbarmen haben und es euch wiedergeben. König Antiochus schloß aus dem Ton ihrer Stimme, daß sie sich durch seine Drohungen nicht einschüchtern ließ und ihn nur verächtlich machte. Darum verfuhr er beim jüngsten Sohn anders: Er redete ihm freundlich zu und versprach ihm alles mögliche, wenn er die Lebensart seiner Vorfahren aufgeben würde. Er sicherte ihm mit einem Eid zu, daß er ihn dann reich und glücklich machen würde; er sollte zu den Freunden des Königs zählen und hohe Staatsämter erhalten.
Als der Junge davon nichts hören wollte, rief der König die Mutter zu sich. Er forderte sie auf, doch ihrem Sohn zuzureden, daß er das Angebot, sich zu retten, nicht ausschlage. Da der König nicht locker ließ, erklärte sie sich schließlich bereit, mit dem Jungen zu sprechen. Sie beugte sich zu ihm nieder, aber was sie dann in ihrer Sprache zu ihm sagte, war ein einziger Hohn auf den grausamen Tyrannen. Mein Kind, flüsterte sie, hab Mitleid mit deiner armen Mutter, die dich neun Monate in ihrem Leib getragen und drei Jahre an ihrer Brust genährt und dich bis zum heutigen Tag versorgt und aufgezogen hat. Sieh Himmel und Erde an und halte dir alles vor Augen, was auf dieser Welt lebt und besteht. Das alles hat GOTT aus dem Nichts geschaffen, und auch uns Menschen hat er auf diese Weise ins Leben gerufen. Darum hab keine Angst vor diesem Henker, sondern sei tapfer wie deine Brüder und nimm den Tod auf dich! Dann werde ich dich auch zusammen mit deinen Brüdern wiedererhalten, wenn der HERR uns einst sein Erbarmen erweisen wird.
Ein Kind fordert den Tyrannen heraus
Kaum hatte sie ausgesprochen, da rief der Junge den Henkern zu: Worauf wartet ihr noch? Ich werde dem Befehl des Königs nicht folgen. Ich gehorche dem Gesetz, das GOTT unseren Vorfahren durch Mose gegeben hat!
Dann redete er den König an und sagte: Du wirst GOTT nicht entrinnen! Seine Strafe wird dich treffen, weil du alle diese Scheußlichkeiten gegen unser Volk ausgedacht hast. Wir haben GOTT nicht gehorcht, darum müssen wir jetzt dies alles erleiden. Aber unser GOTT lebt! Er straft uns nur für kurze Zeit, um uns auf den rechten Weg zurückzubringen. Sein Zorn geht vorüber, und dann wird er seinem Volk wieder gut sein. Deshalb führe dich nicht so überheblich auf, du Gottesleugner, du Verkommenster aller Menschen! Bilde dir nicht ein, daß du dich ungestraft an den Kindern GOTTES vergreifen kannst! Unser GOTT, der HERR der ganzen Welt, sieht alles; du bist seinem Gericht noch nicht entronnen! Die Leiden meiner Brüder dauerten nur eine kurze Zeit, und auf sie wartet das leben ohne Ende, das GOTT versprochen hat. Du aber wirst GOTTES Gericht verfallen und so bestraft werden, wie es deine Anmaßung verdient. Ich werde genau wie meine Brüder Leib und Leben dahingeben für die Gesetze, die wir von unseren Vorfahren haben. Ich bete zu GOTT, daß er unserem Volk bald wieder seine Liebe zuwendet, dich aber durch Qualen und Schläge dazu bringt, zu bekennen, daß er allein GOTT ist. Mögen meine Brüder und ich die letzten sein, die dem Strafgericht zum Opfer fallen, das der HERR der ganzen Welt zu Recht über unser Volk verhängt hat! Der König war über das, was den Junge ihm ins Gesicht gesagt hatte, so außer sich vor Wut, daß er ihn noch schlimmer quälen ließ als die anderen. Aber auch er blieb standhaft bis zum Tod, weil er dem HERRN vertraute.
Zuletzt, nach allen ihren Söhnen, wurde auch die Mutter hingerichtet.
Soviel sei hier über die Opfermahlzeiten und die furchtbaren Folterungen berichtet.
Kapitel 8:
Der Aufstand des Makkabäers Judas
Judas, auch Der Makkabäer genannt, und seine Freunde kamen heimlich in die Dörfer und beredeten ihre Verwandten, sich ihnen anzuschließen, und auch noch zahlreiche andere, die dem jüdischen Glauben treu geblieben waren. So hatten sie schließlich an die sechstausend Männer um sich gesammelt. Immer wieder riefen sie zum HERRN, daß er seinem Volk helfe, das von allen mißhandelt werde, und sich auch des Tempels erbarme, den seine Feinde entweiht hatten. Er möge auf das Blut der vielen hören, das zu ihm aufschrie. Vor allem solle er an die gemeine Ermordung der unschuldigen Kinder denken und sich daran erinnern, daß die Feinde sogar ihn selbst geschmäht und gelästert hätten. Nun solle er ihnen zeigen, daß er das Böse nicht ungestraft lasse.
Da verwandelte sich der Zorn des HERRN in Mitleid mit seinem Volk, und kaum waren ihm die Feinde auch schon nicht mehr gewachsen. Judas überfiel Städte und Dörfer und zündete sie an. Er besetzte wichtige Punkte und konnte dadurch auch zahlenmäßig überlegene feindliche Truppen in die Flucht jagen. Meistens schlug er nachts zu, im Schutz der Dunkelheit. Überall sprach man von seinen kühnen Unternehmungen.
Nikanor soll das jüdische Volk ausrotten
Philippus, der königliche Bevollmächtigte in Jerusalem, sah, wie Judas rasch an Macht gewann und immer erfolgreicher wurde. Deshalb schrieb er an Ptolemäus, den Befehlshaber von Zölesyrien und Phönizien, und bat ihn, die königlichen Interessen mit Waffengewalt zu schützen. Ptolemäus betraute sofort Nikanor, den Sohn von Patroklus, einen Mann aus dem Kreis der Ersten der Freunde des Königs, mit dieser Aufgabe. Er schickte ihn mit einem Heer von mehr als zwanzigtausend Soldaten verschiedenster Nationalität nach Judäa, um die gesamte jüdische Bevölkerung dort auszurotten. Gorgias, ein erfahrener Heerführer, sollte ihn begleiten.
König Antiochus war den Römern noch eine Tributzahlung in Höhe von tausenddreihundertsechzig Zentnern Silber schuldig. Nikanor plante, jüdische Kriegsgefangene als Sklaven zu verkaufen und so die Summe für den König zusammenzubringen. Er ließ schon die Händler in den Küstenstädten auffordern, zu kommen und jüdische Sklaven von ihm zu kaufen - je neunzig Stück für fünfunddreißig Kilo Silber. Er ahnte nicht, welche Strafe der HERR der ganzen Welt für ihn bereithielt.
Judas ermutigt seine Leute zum Kampf
Judas erfuhr, daß Nikanor im Anmarsch war. Als er es seinen Leuten, machten sich alle, die Angst hatten und der Hilfe GOTTES nicht trauten, davon. Die anderen aber verkauften alles, was sie noch besaßen, und riefen zum HERRN, er möge doch alle schützen, die dieser verruchte Nikanor schon im voraus verkauft habe, noch ehe es überhaupt zum Kampf gekommen war. Wenn GOTT sie nicht um ihrer selbst willen retten wolle, so solle er es doch tun um der Zusagen willen, die er ihren Vorfahren gegeben habe, und weil er, der heilige und große GOTT, sie doch zu seinem Volk gemacht habe.
Der Makkabäer versammelte seine Leute um sich, sechstausend Mann, und forderte sie auf, den Feinden furchtlos entgegenzutreten. Sie sollten sich nicht beeindrucken lassen durch die Masse der Fremden, die keinerlei Recht auf ihrer Seite hätten. Sie sollten tapfer kämpfen und sich immer vor Augen halten, wie diese Fremden gegen alles Gesetz den Tempel geschändet und wie über sie Jerusalem mitgespielt hätten, die von den Vorfahren her in Geltung stand. Diese Leute, sagte Judas, mögen auf ihre Waffen vertrauen und auf ihren frechen Mut; wir aber vertrauen auf GOTT, den HERRN der ganzen Welt! Er kann sie alle und, wenn es sein muß, die ganze Welt mit einem einzigen Wink vernichten! Dann zählte Judas ihnen auf, wie oft GOTT ihren Vorfahren geholfen hatte - z.B. gegen Sanherib, als er hundertfünfundachtzigtausend Mann des feindlichen Heeres umkommen ließ, oder gegen die Galater in Babylonien. Damals mußten achttausend Juden zusammen mit viertausend Mazedoniern gegen ein Heer von hundertzwanzigtausend Mann antreten. Als die Mazedonier in eine aussichtslose Lage geraten waren, erfochten die Juden mit GOTTES Hilfe den Sieg und machte reiche Beute.
Judas besiegt Nikanor
So hatte Judas seinen Männern Mut gemacht, und sie waren bereit, für das Gesetz GOTTES und für ihr Land zu sterben. Das Heer wurde in vier Abteilungen von je tausendfünfhundert Mann aufgeteilt. Eine davon übernahm Judas, die drei anderen unterstellte er seinen Brüdern Simeon, Josef und Jonathan. Judas ließ Eleasar noch aus den heiligen Schriften vorlesen, dann gab er die Parole aus: Mit GOTTES Hilfe! und nahm selbst als Anführer der ersten Abteilung den Kampf mit Nikanor auf.
Weil der HERR der ganzen Welt auf der Seite der Juden stand, konnten sie mehr als neuntausend Feinde töten. Die meisten anderen wurden verwundet, und das ganze Heer mußte fliehen. Judas und seine Leute erbeuteten das Geld der Händler, die gekommen waren, um sie als Sklaven aufzukaufen. Sie verfolgten das Heer noch ein gutes Stück weit, brachen dann aber wegen der vorgerückten Zeit die Verfolgung ab. Mit Sonnenuntergang begann nämlich der nächste Tag, und das war ein Sabbat. Sie sammelten nur noch die Waffen ein, die die Feinde verloren hatten, und nahmen den Toten die Rüstungen weg. Dann feierten sie den Sabbat. Sie priesen den HERRN und dankten ihm überschwenglich, weil er sie diesen Tage hatte erleben lassen - den Tag, an dem er begonnen hatte, seinem Volk von neuem sein Erbarmen zuzuwenden.
Nach dem Sabbat verteilten Judas und seine Männer die Beute an alle, die in der Verfolgung wegen ihres Glaubens mißhandelt worden waren, sowie an die Witwen und Waisen. Was dann noch übrig war, verteilten sie unter sich und ihre Kinder. Abschließend veranstalteten sie einen Bittgottesdienst und baten den HERRN, er möge sein Erbarmen zeigen und sich mit seinen Dienern wieder vollends versöhnen.
Später hatten Judas und seine Leute auch gegen die Truppen von Timotheus und Bakchides zu kämpfen. Dabei töteten sie zwanzigtausend der feindlichen Soldaten und brachten einige hochgelegene Bergfestungen in ihre Gewalt. Von der reichen Beute verteilten sie die Hälfte unter sich, das übrige unter die in der Verfolgung Mißhandelten, die Witwen und Waisen und auch unter die Alten. Die Waffen der Feinde wurden sorgfältig gesammelt und an geeigneten Plätzen aufbewahrt; die übrigen Geräte kamen nach Jerusalem.
Judas und seine Leute töteten auch den Befehlshaber der Reitertruppen von Timotheus. Er war ein verbrecherischen Mann, der den Juden viel Leid zugefügt hatte. Bei dem Siegesfest, das darauf in Jerusalem gefeiert wurde, verbrannte man die Männer, die die Tempeltore angezündet hatten, bei lebendigem Leibe. Dasselbe Schicksal ereilte auch Kallisthenes. Er hatte sich in kleines Haus geflüchtet; jetzt erhielt er den Lohn, den er verdient hatte.
Nikanors Rückkehr nach Antiochia
Nikanor, dieser Erzschurke, der schon tausend Händler hatte kommen lassen, um die Juden an sie zu verkaufen, war nun mit GOTTES Hilfe von denen besiegt worden, die ihm erst so klein und verächtlich vorgekommen waren. Er zog sein Prachtgewand aus, schlug sich auf dem Landweg wie ein entlaufener Sklave nach Antiochia durch und konnte noch von großem Glück reden, daß nur sein Heer vernichtet worden war. Er hatte es auf sich genommen, den Tribut für die Römer durch den Verkauf von Kriegsgefangenen Juden aus Jerusalem aufzubringen. Jetzt mußte er öffentlich zugeben, daß den Juden nicht beizukommen war; ihr GOTT kämpfte für sie, weil sie sich an die Gesetze hielten, die er ihnen gegeben hatte.
Kapitel 9:
Der HERR bestraft König Antiochus
Zu derselben Zeit mußte König Antiochus aus Persien abziehen. Sein Heer war geschlagen worden und befand sich in Auflösung. Der König war nämlich in die Stadt Persepolis einmarschiert und hatte dort versucht, einen Tempel auszurauben und eine Besatzung in die Stadt zu legen. Darauf hatte die Bevölkerung zu den Waffen gegriffen. Antiochus war geschlagen worden und hatte mit Schimpf und Schande den Rückzug antreten müssen. In der Gegend von Ekbatana erfuhr er, was mit Nikanor und mit Timotheus und seinem Heer geschehen war. Voller Zorn beschloß er, den Juden diese Niederlagen heimzuzahlen und auch seine Wut über die eigene Niederlage in Persien an ihnen auszulassen. Er befahl seinem Wagenlenker, nicht mehr anzuhalten, bevor sie nicht in Jerusalem wären. In seiner Anmaßung rief er: Wenn ich erst in Jerusalem bin - ich mach aus der Stadt ein Massengrab!
Doch er wußte nicht, wie nahe ihm die Strafe GOTTES war: Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, da traf ihn der HERR, der alles sieht, der GOTT Israels, mit einem unsichtbaren, aber tödlichen Schlag: Der König spürte plötzlich in seinem Gedärm und im ganzen Leib unerträgliche heftige Schmerzen. - Eine passende Strafe für den Mann, der andere Menschen durch zahllose ausgefallene Foltern gequält hatte! Das konnte aber seinen anmaßenden Sinn keineswegs brechen. In glühendem Haß auf die Juden und schnaubend vor Wut befahl er, nun um so schneller zu fahren. Da geschah es: In rasender Fahrt stürzte er vom Wagen und verrenkte sich alle Glieder.
Eben noch hatte er in seiner Anmaßung gedacht, er wäre mehr als ein Mensch, die Wellen des Meeres müßten ihm gehorchen und die höchsten Berge könnte er auf der Waagschale wiegen. Jetzt lag er am Boden und mußte mit einer Bahre fortgeschafft werden - für alle ein sichtbarer Beweis für die Macht GOTTES. Dieser Schurke lebte noch, da fiel schon das Fleisch in Stücken von ihm ab. Er litt furchtbare Schmerzen. Sogar aus den Augen krochen ihm bereits die Würmer, und der Verwesungsgeruch, der von ihm ausging, belästigte das ganze Heer. Eben meinte er noch, nach den Sternen greifen zu können, jetzt konnte niemand mehr in seine Nähe kommen, um auch nur seine Bahre zu tragen; so unerträglich war der Gestank.
Antiochus ändert seinen Sinn
Die Krankheit, die GOTT ihm geschickt hatte, quälte den König von Minute zu Minute mit größeren Schmerzen. In dieser Lage kam er endlich zu Verstand und fing an, seine Überheblichkeit aufzugeben. Als er schließlich seinen eigenen Gestank nicht mehr ertragen konnte, sagte er: Ein sterblicher Mensch sollte sich GOTT unterordnen und nicht meinen, er wäre ihm gleich. Jetzt, wo es zu spät war und der HERR kein Erbarmen mehr mit ihm hatte, machte dieser Verbrecher dem HERRN sogar ein Versprechen. Er sagte: Ich war auf dem Weg nach Jerusalem, um die heilige Stadt schnellstens dem Erdboden gleichzumachen und sei in ein Massengrab zu verwandeln. Doch jetzt gebe ich ihr den Rang einer freien Stadt! Ich hatte mir vorgenommen, alle erwachsenen Juden umzubringen und ihre Leichen unbestattet liegenzulassen. Zusammen mit den kleinen Kindern sollten sie ein Fraß der Vögel und wilden Tiere werden; für mehr hielt ich sie nicht wert. Jetzt werde ich ihnen Vorrechte einräumen, wie sie sonst nur die Bürger von Athen haben! Einst habe ich den heiligen Tempel ausgeraubt. Jetzt werde ich ihn mit den herrlichsten Weihegeschenken ausstatten und die entwendeten heiligen Geräte vielfach ersetzen. Für die Darbringung der Opfer werde ich aus meinen eigenen Einkünften das nötige Geld bereitstellen. Darüber hinaus werde ich auch den jüdischen Glauben annehmen, und überall, wo Menschen leben, werde ich hingehen, um GOTTES Macht zu verkünden!
Antiochus schreibt einen Brief an die Juden
Die Schmerzen ließen aber keineswegs nach; GOTT strafte den König, wie er es verdient hatte. Antiochus gab schließlich alle Hoffnung auf und schrieb an die Juden folgenden Brief, der geradezu die Art eines Bittschreibens hatte:
Der König und Heerführer Antiochus grüßt vielmals seine tüchtigen jüdischen Bürger und wünscht ihnen Glück und Gesundheit.
Wenn es euch und euren Kindern gutgeht und sich eure persönlichen Wünsche erfüllen, dann bin ich voll Dank gegen GOTT, denn von ihm erhoffe ich alles Gute für euch. In herzlicher Zuneigung zu euch denke ich stets an die Ehrerbietung und das Wohlwollen, die ihr mir entgegengebracht habt.
Bei meiner Rückkehr aus Persien hat mich eine schwere Krankheit befallen. Ich wurde durch sie derart geschwächt, daß ich es für nötig hielt, für das allgemeine Wohl Vorsorge zu treffen. Zwar habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wieder gesund zu werden, - ganz im Gegenteil. Doch erinnere ich mich daran, daß mein Vater schon einen Nachfolger benannte, wenn er nur einen Feldzug in die Provinzen östlich des Tigris unternahm. Für den Fall, daß etwas Unerwartetes geschähe oder eine ungünstige Nachricht einträfe, wollte er sichergestellt sehen, daß unter der Bevölkerung keine Unruhe ausbrach. Alle sollten wissen, auf wen die Regierungsgewalt im Fall eines Falles überging. Mir ist überdies klar, daß die Herrscher an den Grenzen meines Reiches jede günstige Gelegenheit für sich ausnützen werden und nur darauf warten, wie es mit mir ausgeht. Ich habe deshalb meinen Sohn Antiochus zu meinem Nachfolger bestimmt. Den meisten von euch habe ich ihn schon öfter vorgestellt und habe ihn eurer Obhut anvertraut, wenn ich mit dem Heer in die Provinzen östlich des Tigris aufbrach. Ich habe ihn über den Inhalt dieses Briefes unterrichtet.
Ich ermahne euch nun sehr eindringlich: Vergeßt nicht die Wohltaten, die ich eurem Volk und jedem einzelnen von euch zuteil werden ließ, und bewahrt mir und meinem Sohn weiterhin euer Wohlwollen! Ich bin überzeugt, daß er meinen Grundsätzen folgen und euch seine Güte und Freundschaft zuwenden wird.
Darauf starb dieser Mörder und Gotteslästerer im Gebirge in fremden Land auf ganz erbärmliche Weise. Die schlimmen Qualen, die er anderen zugefügt hatte, waren ihm selbst nicht erspart geblieben. Philippus, der mit dem König zusammen erzogen worden war, brachte seine Leiche nach Antiochia. Danach aber begab er sich zu König Ptolemäus Philometor nach Ägypten, denn er traute dem Sohn von König Antiochus nicht.
Kapitel 10:
Die Wiedereinweihung des Tempels
Weil der HERR selbst ihr Anführer war, konnten der Makkabäer und seine Leute den Tempel und ganz Jerusalem wieder in ihre Gewalt bringen. Sie zerstörten die Altäre, die die Fremden auf dem Marktplatz errichtet hatten, und ebenso alle Stätten, an denen die Götzen der Fremden verehrt worden waren. Den Tempel reinigten sie von den Spuren des Götzendienstes und bauten einen neuen Brandopferaltar. Dann entzündeten sie mit Feuer, das sie aus Steinen schlugen, das Holz auf dem Altar und brachten nach zweijähriger Unterbrechung wieder Brandopfer dar. Sie kümmerten sich auch um das Räucheropfer, zündeten die Lampen an und legten die geweihten Brote aus. Danach warfen sie sich zu Boden und baten den HERRN, er möge sie doch nie wieder in ein solches Unglück geraten lassen. Wenn sie erneut vor ihm schuldig werden sollten, dann solle er selbst sie in Güte zurechtweisen, aber nicht noch einmal der rohen Gewalt von Völkern ausliefern, die von ihm nichts wissen wollten.
Es traf sich, daß die Wiedereinweihung des Tempels auf den gleichen Tag fiel, an dem ihn die Fremden entweiht hatten, nämlich auf den fünfundzwanzigsten Kislev. Das Freudenfest dauerte acht Tage lang, genauso lang wie das Laubhüttenfest. Judas und seine Leute dachten daran, wie sie kurze Zeit zuvor noch das Laubhüttenfest wie die wilden Tiere in den Höhlen im Gebirge hatten begehen müssen. Deshalb trugen sie jetzt mit Efeu umwundene Stäbe, grünbelaubte Zweige und auch Palmen in ihren Händen und priesen GOTT in Dankliedern, weil er es ihnen ermöglicht hatte, den Tempel von den Spuren des Götzendienstes zu reinigen. Sie setzten auch fest - und ließen öffentlich darüber beschließen und abstimmen -, daß das ganze jüdische Volk jährlich diese Tage festlich begehen.
Antiochus Eupator übernimmt die Herrschaft
So also war das Ende von König Antiochus der den Beinamen Epiphanes trug. Jetzt soll noch von Antiochus Eupator, dem Sohn dieses Schurken, die Rede sein. Wir geben aber nur einen knappen Überblick über die Nöte, die er durch seine Kriege herbeigeführt hat.
Als Eupator die Herrschaft antrat, ernannte er einen gewissen Lysias zum Kanzler, und Protarchus zum Befehlshaber von Zölesyrien und Phönizien. Der Vorgänger von Protarchus in diesem Amt war Ptolemäus mit dem Beinamen Makron gewesen. Dieser hatte sich vorbildlich darum bemüht, den Juden nach allem Unrecht , das sie hatten hinnehmen müssen, endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und in Frieden mit ihnen auszukommen. Der Erfolg war gewesen, daß die Freunde des Königs ihn bei Eupator als Verräter anklagten. Den Vorwurf, ein Verräter zu sein, hatte er sich aber ohnehin schon dauernd anhören müssen. Denn König Philometor von Ägypten hatte ihm die Insel Zypern anvertraut, er aber hatte die Insel verlassen und war zu Antiochus Epiphanes übergelaufen. Aufgrund der neuen Anschuldigungen hatte er keine Möglichkeit mehr gesehen, sich in seinem Amt zu behaupten, und hatte durch Gift seinem Leben ein Ende gemacht.
Judas erobert die idumäischen Festungen
Gorgias war zum Befehlshaber von Idumäa ernannt worden. Er stellte eine Söldnertruppe auf und führte Krieg gegen die Juden, wo er nur konnte. Aber nicht nur er, auch die Idumäer selbst - gestützt auf ihre günstig gelegenen Festungen - machten den Juden zu schaffen. Sie hatten alle, die vor Judas und seinen Leuten aus Jerusalem fliehen mußten, mit offenen Armen bei sich aufgenommen und sorgten für immer neue kriegerische Zwischenfälle.
Judas und seine Leute hielten einen Bittgottesdienst ab und riefen zum HERRN, er möge ihnen zur Seite stehen. Dann nahmen sie den Kampf gegen die idumäischen Festungen auf. In entschlossenem Angriff konnten sie die Verteidiger auf den Mauern bezwingen und die Festungen erobern. Sie machten jeden nieder, der ihnen in die Hände fiel - im ganzen etwa zwanzigtausend Mann.
Mindestens neuntausend Mann aber konnten sich in zwei besonders gut ausgebaute Festungen zurückziehen, die außerdem mit Vorräten bestens ausgestattet waren. Judas beauftragte Simeon und Josef sowie Zachäus und seine Leute mit der Belagerung; denn deren Truppen reichten aus, um die Aufgabe durchzuführen. Er selbst begab sich in ein Gebiet, wo er nötiger gebraucht wurde.
Simeons Leute aber waren habgierig und bestechlich. Als man ihnen siebzigtausend Drachmen bot, ließen sie einige von den Eingeschlossenen entkommen. Als der Vorfall dem Makkabäer gemeldet wurde, rief er alle Truppenführer zusammen. In deren Gegenwart warf er den Schuldigen vor, das Leben ihrer Brüder verkauft zu haben; denn sie hätten für Geld Feinde laufen lassen, die jetzt erneut gegen die Juden kämpfen könnten. Judas ließ die Verräter hinrichten und brachte die beiden Festungen rasch in seine Gewalt. Überall, wo er kämpfte, hatte er Erfolg, und so tötete er mit seiner Truppe in den beiden Festungen mehr als zwanzigtausend Mann.
Judas besiegt Timotheus
Timotheus, der den Juden schon einmal unterlegen war, hatte ein großes Söldnerheer gesammelt und aus Asien starke Reitertruppen herangeführt. Nun kam er und wollte Judäa erobern. Der Makkabäer und seine Leute streuten sich Erde auf den Kopf, hüllten sich in Bußkleidung und riefen zu GOTT, er habe sich ihnen doch wieder freundlich zugewandt, nun möge er sich auch - wie es im Gesetz Mose zugesagt sei - als Feind ihrer Feinde zeigen und ihren Gegnern entgegentreten.
Nach diesem Bittgottesdienst nahmen sie ihre Waffen zu Hand, verließen Jerusalem und zogen Timotheus entgegen. Schon ganz in der Nähe des feindlichen Heeres schlugen sie ihr Lager auf. Früh am anderen Morgen kam es zur Schlacht. Die Juden wußten, daß sie sich auf ihre Tapferkeit verlassen durften, aber noch mehr auf den HERRN, bei dem sie Hilfe gesucht hatten. Die anderen dagegen ließen sich allein von ihrer wilden Kampfeswut treiben.
Als die Schlacht in vollem Gang war, sahen die Feinde, wie fünf Reiter mit goldenem Zaumzeug vom Himmel kamen und auf der Seite der Juden die Führung des Kampfes übernahmen. Zwei von ihnen nahmen den Makkabäer in die Mitte, deckten ihn so mit ihren Rüstungen, daß er nicht verwundet werden konnte, und schleuderten unentwegt Blitze wie Pfeile in die Reihen der Feinde. Diese ergriffen geblendet und in völliger Verwirrung die Flucht. Zwanzigtausendfünfhundert von ihnen sowie sechshundert Reiter wurden erschlagen.
Timotheus selbst konnte nach Geser entkommen, einer sehr gut ausgebauten Festung, in der sein Bruder Chäreas Kommandant war. Der Makkabäer und seine Männer belagerten die Festung vier Tage lang und waren voll Zuversicht, sie bald erobern zu können. Die Verteidiger aber vertrauten ganz auf die Uneinnehmbarkeit des Platzes, führten freche Reden und lästerten maßlos den GOTT der Juden.
Am Morgen des fünften Tages wurden zwanzig junge Leute aus der Gefolgschaft des Makkabäers derart von Zorn gepackt über all diese Beleidigungen, daß sie tollkühn den Sturm auf die Mauer antraten. Mit der Wut wilder Tiere schlugen sie alle Feinde nieder, die sich ihnen in den Weg stellten. Andere folgten ihrem Beispiel, umgingen die Festung und griffen die Besatzung von der anderen Seite her an. Sie legten Feuer an die Türme, so daß die Gotteslästerer bei lebendigem Leibe verbrannten. Wieder andere brachen die Tore auf und ließen die übrigen Truppen ein, die im Handumdrehen die ganze Stadt besetzten. Timotheus, der sich in einer Zisterne versteckt hatte, wurde aufgespürt und erschlagen. Auch sein Bruder Chäreas und Apollophanes fanden den Tod.
Nachdem alles erfolgreich abgeschlossen war, priesen Judas und seine Männer den HERRN und dankten ihm, der so Großes für Israel getan und ihnen den Sieg geschenkt hatte.
Kapitel 11:
Judas besiegt Lysias
Lysias - er war der Kanzler des Reiches, Mitglied der königlichen Familie und mit der Erziehung des jungen Königs betraut - nahm das, was geschehen war, sehr ernst. In ganz kurzer Zeit brachte er ein Heer von achtzigtausend Mann zusammen und rückte mit ihm und der ganzen verfügbaren Reiterei gegen die Juden heran. Er hatte vor, Jerusalem in eine rein griechische Stadt umzuwandeln. Der Tempel sollte - wie alle Heiligtümer der übrigen Völker - eine Geldeinnahmequelle werden, und das Amt des Obersten Priesters sollte jährlich neu an den meistbietenden Bewerber verkauft werden. Im Blick auf die Zehntausende seiner Fußsoldaten, die Tausende von Reitern und die achtzig Kriegselefanten war Lysias vollen Stolz und Zuversicht; nur mit der Macht GOTTES rechnete er nicht. Er kam nach Judäa und griff die Festung Beth-Zur an, die ungefähr dreißig Kilometer südlich von Jerusalem liegt.
Als der Makkabäer und seine Leute erfuhren, daß Lysias schon mit der Belagerung judäischer Festungen begonnen hatte, flehten sie mit dem ganzen Volk unter lauten Klagerufen und unter Tränen zum HERRN, er möge doch einen guten Engel schicken, um Israel zu retten. Dann griff der Makkabäer selbst als erster zu den Waffen und machte dadurch den anderen Mut, mit ihm zusammen das Leben zu wagen, um den bedrängten Brüdern zu helfen. So brachen sie alle gemeinsam auf und waren zum Kampf entschlossen.
Sie waren noch nicht weit von Jerusalem entfernt, da sahen sie einen Reiter in weißem Gewand und goldener Rüstung. Er reckte seine goldenen Waffen hoch empor und zog ihnen als Anführer voraus. Da dankten sie alle zusammen GOTT für sein Erbarmen. Er hatte ihnen solchen Mut gemacht, daß sie bereit waren, nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen die wildesten Tiere zu kämpfen, ja eiserne Mauern niederzureißen. So rückten sie in Schlachtordnung vor und mit ihnen der Reiter, den der HERR in seiner Barmherzigkeit ihnen als Helfer im Kampf geschickt hatte. Wie die Löwen stürzten sie sich auf die Feinde, töteten elftausend Fußsoldaten und tausendsechshundert Reiter und zwangen den Rest des Heeres zur Flucht. Die meisten der Fliehenden waren verwundet worden und hatten ihre Waffen weggeworfen. Lysias selbst konnte auch nur durch feige Flucht sein Leben retten.
Lysias schließt mit Judas Frieden
Laysias war nicht dumm. Er dachte über seine Niederlage nach und kam zu der Einsicht, daß der mächtige GOTT auf der Seite der Juden mitkämpfte und sie deshalb nie besiegt werden könnten. Er schickte deshalb Unterhändler, die die Juden zu einem Friedensabschluß drängen und dabei auf jede annehmbare Bedingung eingehen sollten. Er versprach, auch den König selbst dahin zu bringen, daß er mit den Juden Freundschaft schließe. Der Makkabäer überlegte, was für das Volk das Beste sei und ging auf alles ein, was Lysias vorgeschlagen hatte. Er wußte, daß dann jeden Bitte, die die Juden über Lysias an den König herantrügen, vom König genehmigt würde.
Lysias schreibt an die Juden
Lysias schrieb den Juden folgenden Brief:
Lysias grüßt alle Juden!
Eure Abgesandten, Johanan und Abischalom, haben mir das von euch unterschriebene Schriftstück überreicht und zu den Punkten, die darin genannt werden, eine Entscheidung erbeten. Die Dinge, die dem König vorgelegt werden mußten, habe ich an ihn weitergeleitet, und was ihm annehmbar schien, hat er genehmigt. Wenn ihr der Regierung weiterhin wohlwollend gegenübersteht, werde ich auch in Zukunft darum bemüht sein, euch Vorteile zu verschaffen. Ich habe eure Abgesandten und meine eigenen Leute beauftragt, die Einzelheiten, die sich aus diesem Brief ergeben, mit euch auszuhandeln.
Lebt wohl!
Am vierundzwanzigsten im Monat Zeus, Korinthus, im Jahr hundertachtundvierzig.
Der König schreibt an Lysias und an die Juden
Der Brief von König Antiochus Eupator an Lysias lautete:
König Antiochus grüßt seinen Bruder Lysias. Nachdem mein Vater unter die Götzen aufgenommen wurde, habe ich den Wunsch, daß sich alle Menschen in meinem Reich unbehelligt ihren eigenen Angelegenheiten widmen können. Nun habe ich gehört, daß die Juden mit der Umstellung auf die griechische Lebensweise, wie mein Vater sie verfügt hatte, nicht einverstanden sind. Sie geben ihrer eigenen Lebensform den Vorzug und wünschen, daß ihnen gestattet wird, nach ihren angestammten Gebräuchen zu leben. Mein Wunsch ist, daß auch die Menschen dieses Volkes in Zukunft unbehelligt bleiben, und ich ordne daher an, daß ihnen der Tempel zurückgegeben und es ihnen ermöglicht wird, ihr Leben entsprechend den Bräuchen ihrer Vorfahren einzurichten. Bitte, teile ihnen diese meine Entscheidung mit und gib ihnen die Hand darauf. Sie sollen mit Mut und Freude die Erledigung ihrer Angelegenheiten in Angriff nehmen.
An das jüdische Volk selbst schrieb der König folgendes:
König Antiochus grüßt den Ältestenrat und alle übrigen Juden.
Ich hoffe, daß es euch gut geht; auch ich bin gesund und wohlauf. Menelaus hat mich wissen lassen, daß ihr nach Hause an eure Arbeit zurückkehren wollt. All denen, die das bis zum dreißigsten des Monats Xanthikus tun, sichere ich Straffreiheit zu. Ferner soll euch allen gestattet sein, genauso wie früher eure Speisevorschriften und die anderen Gesetze zu befolgen. Keiner soll noch irgendwie belangt werden, der aus Unkenntnis gegen königliche Anordnungen verstoßen hat. Ich habe aber auch Menelaus zu euch geschickt, der alle eure Befürchtungen zerstreuen wird.
Lebt wohl!
Am fünfzehnten des Monats Xanthikus, im Jahr hundertachtundvierzig.
Der Brief der Römer an die Juden
Auch die Römer schickten den Juden einen Brief:
Die römische Gesandten Quintus Memmius und Titus Manius grüßen das Volk der Juden. Mit dem, was Lysias, Mitglied der königlichen Familie, mit euch ausgehandelt hat, sind auch wir einverstanden. Jetzt beratet euch schnell über die noch nicht entschiedenen Punkte, und teilt uns euren Standpunkt mit. Wir sind nämlich auf dem Weg nach Antiochia und könnten dort eure Interessen vertreten.
Lebt wohl!
Am fünfzehnten des Monats Xanthikus im Jahr hundertachtundvierzig.
Kapitel 12:
Judas bestraft die Bürger von Joppe und Jamnia
Nachdem der Friedensvertrag zwischen Lysias und den Juden zustande gekommen war, kehrte Lysias zum König nach Antiochia zurück, und die Juden fingen an, wieder ihre Felder zu bestellen. Doch die örtlichen Befehlshaber Timotheus und Apollonius, der Sohn von Gennäus, ferner Hieronymus und Demophon, ebenso auch Nikanor, der Befehlshaber der Söldnertruppen aus Zypern, ließen sie nicht zur Ruhe kommen.
Die Bürger der Stadt Joppe leisteten sich zu der Zeit folgendes gemeine Verbrechen: Sie taten sehr freundlich gegenüber den Juden, die bei ihnen wohnten, und luden sie mit Frauen und Kindern zu einer gemeinsamen Schiffsfahrt ein. Die Schiffe dafür hatten sie bereitgestellt. Da die Sache auf einen Beschluß der ganzen Bürgerschaft der Stadt zurückging, schöpften die Juden keinen Verdacht und nahmen die Einladung an. Ihnen lag ja daran, mit den Bürgern der Stadt in Frieden zu leben. Doch als die Schiffe dann auf offenem Meer waren, ertränkten die Leute von Joppe alle Juden - mindestens zweihundert Personen.
Als Judas von dem Verbrechen an den Angehörigen seines Volkes erfuhr, rief er seine Männer zusammen. Dann bat er GOTT, den gerechten Richter, um Hilfe und schlug gegen diese Mörder los. Im Schutz der Nacht legte er Feuer im Hafen von Joppe, verbrannte die Schiffe und tötete alle, die sich dorthin geflüchtet hatten. Die Tore der Stadt selbst waren geschlossen, so daß Judas abziehen mußte. Doch er nahm sich fest vor, bei nächster Gelegenheit wiederzukommen; dann sollte kein Mensch in Joppe am Leben bleiben.
Judas hörte, daß die Bürger von Jamnia gegen die Juden ihrer Stadt genauso vorgehen wollten wie die Bürger von Joppe. Darum überfiel er auch sie eines Nachts und steckte den Hafen und alle Schiffe in Brand. Trotz der Entfernung von sechsundvierzig Kilometern konnte man den Feuerschein in Jerusalem sehen.-
Judas auf dem Weg nach Osten
Von Jamnia brach Judas auf, um Timotheus und seinem Heer entgegenzutreten. Er war aber noch keine zwei Kilometer von der Stadt entfernt, da wurde er von fünftausend Arabern angegriffen, die von fünfhundert Reitern unterstützt wurden. Ein harter Kampf begann. Mit GOTTES Hilfe konnten Judas und seine Leute den Sieg erringen. Die Männer aus der Steppe im Osten baten Judas, mit ihnen Frieden zu schließen. Sie versprachen, ihm und seinen Leuten Vieh zu liefern und ihnen zu helfen, wo sie nur könnten. Judas fand, die Freundschaft mit ihnen könnte in vieler Hinsicht von Nutzen sein. So war er einverstanden und schloß Frieden mit ihnen. Darauf zogen sich die Araber in die Steppe zu ihren Zelten zurück.
Später griff Judas eine Stadt namens Kaspin an. Sie war ringsum mit Wällen und Mauern befestigt; ihre Einwohnerschaft bestand aus Menschen der verschiedensten Völker. Bei der Stärke ihrer Mauern und der Menge ihrer Lebensmittelvorräte glaubten die Bewohner, eine Belagerung gut überstehen zu können. So machten sie sich in schamloser Weise über Judas und seine Leute lustig. Obendrein lästerten sie GOTT und gebrauchten die übelsten Schimpfworte. Judas und seine Männer aber beteten zu dem mächtigen HERRN der Welt, der zur Zeit Josuas die Mauern von Jericho auch ohne Rammböcke und andere Belagerungsmaschinen zum Einsturz gebracht hatte. Dann stürmten sie mit der Wut und Kraft wilder Tiere gegen die Stadtmauer an. Weil GOTT es so wollte, konnten sie die Stadt einnehmen. Sie richteten unter der Bevölkerung ein unbeschreibliches Blutbad an. Der See, der nahe bei der Stadt lag und vierhundert Meter lang war, sah ganz rotgefärbt aus von dem vielen Blut.
Judas besiegt das Heer von Timotheus
Von der Stadt Kaspin aus legten Judas und seine Männer etwa hundertvierzig Kilometer zurück und erreichten das befestigte feindliche Heerlager im Gebiet der sogenannten Tubianer-Juden. Timotheus selbst trafen sie in dieser Gegend nicht mehr an. Er war, ohne etwas unternommen zu haben, wieder abgezogen. Nur an einem Ort hatte er eine starke Besatzung zurückgelassen. Dositheus und Sosipater, zwei Offiziere des Makkabäers, machten sich mit ihren Leuten auf den Weg, griffen diesen Stützpunkt an und töteten die Besatzung - mehr als zehntausend Mann. Dann teilte der Makkabäer sein Heer in kleinere Gruppen auf, übertrug jeweils einem seiner Offiziere den Befehl über eine Gruppe und machte sich an die Verfolgung von Timotheus.
Timotheus verfügte über hundertzwanzigtausend Fußsoldaten und zweitausendfünfhundert Reiter. Als er merkte, daß er von Judas verfolgt wurde, schickt er Frauen und Kinder und den übrigen Troß voraus in eine Stadt namens Karnajim. Sie war nur schwer zu belagern, ja wegen zahlreicher Schluchten und Engpässen nahezu unzugänglich.
Als die erste Gruppe von Judas Heer auf Sichtweite herangekommen war und die Feinde schon von Angst befallen wurden, ließ der HERR, der alles sieht, ihnen eine Vision zuteil werden, die sie vollends in Panik stürzte. Sie rannten in wilder Flucht davon, jeder in eine andere Richtung. Dabei wurden viele von ihren eigenen Leuten verwundet, ja von den Schwertern ihrer Kameraden durchbohrt.
Judas blieb den fliehenden Feinden hart auf den Fersen und tötete von diesen Verbrechern an die dreißigtausend Mann. Timotheus selbst fiel den Leuten von Dositheus und Sosipater in die Hände. Aber gerissen und redegewandt forderte er, man solle ihn freilassen. Die Eltern und Geschwister vieler Juden befänden sich in seiner Gewalt und würden sofort umgebracht, wenn man ihm etwas antäte. Nachdem er feierlich versichert hatte, die Verwandten unversehrt zurückzugeben, ließ man ihn schließlich, um das Leben dieser Männer und Frauen zu retten, wieder frei.
Weitere Erfolge des Makkabäers
Jetzt griff Judas die Stadt Karnajim und das dort gelegene Heiligtum der Götzin Atargatis an. Fünfundzwanzigtausend Menschen wurden getötet.
Danach zog er auch gegen Efron. Die Stadt war stark befestigt, und ihre Einwohnerschaft bestand aus Menschen der verschiedensten Völker. Ausgesucht tüchtige junge Leute hatten im Vorfeld der Mauern Stellung bezogen und wehrten sich tapfer. Auf den Mauern selbst fehlte es nicht an Wurfmaschinen und Munition. Aber Judas und seine Männer beteten zum HERRN, der die Kraft hat, mächtige Feinde zu zerschmettern. so konnten sie die Stadt erobern und töteten etwa fünfundzwanzigtausend Einwohner.
Von dort zogen sie weiter zur Stadt Skythopolis, die hundertvierzehn Kilometer von Jerusalem entfernt ist. Die Juden in Skythopolis aber versicherten Judas, daß sie von der Bevölkerung immer freundlich behandelt worden seien, selbst in Zeiten der Not. Judas und seine Männer dankten den Bürgern der Stadt dafür und forderten sie auf, auch in Zukunft dem jüdischen Volk ihr Wohlwollen zu bewahren.
Darauf kehrte Judas mit seinem Heer nach Jerusalem zurück, denn das Pfingstfest stand unmittelbar bevor.
Judas besiegt Gorgias
Nach dem Pfingstfest zogen Judas und seine Leute gegen Gorgias, den Befehlshaber von Idumäa, in den Kampf. Gorgias verfügte über dreitausend Fußsoldaten und vierhundert Reiter. Zu Beginn der Schlacht fanden einige Juden den Tod. Dositheus, ein Reiter aus der Abteilung Bakenors, ein mutiger Mann, packte Gorgias am Mantel und zog ihn hinter sich her. Er wollte den Verfluchten lebendig gefangennehmen. Doch einer von den thrakischen Reitern sprengte heran und hieb Dositheus den Arm ab. Gorgias konnte sich in die Stadt Marescha flüchten.
Esri und seine Leute hatten lange den Gegnern standgehalten, doch ihre Kräfte drohten zu erlahmen. Judas rief zum HERRN, er möge zeigen, daß er als Bundesgenosse und Vorkämpfer auf der Seite der Juden stehe. Dann stimmte er in seiner Muttersprache das Kriegsgeschrei an, zusammen mit Preisliedern auf den HERRN, und zwang durch seinen unerwartet heftigen Angriff die feindlichen Truppen zur Flucht.
Sühneopfer für die Gefallenen
Nach der Schlacht sammelte Judas sein Heer und kam mit ihm zur Stadt Adullam. Weil der nächste Tag ein Sabbat war, reinigten sie sich, wie es bei Juden üblich ist, und verbrachten den Sabbat dort.
Am folgenden Tag wurde es für Judas und seine Leute höchste Zeit, die Leichen der Juden, die im Kampf gegen Gorgias gefallen waren, einzusammeln und sie unter Beteiligung der Angehörigen bei den Gräbern ihrer Vorfahren zu bestatten. Aber bei jedem der Gefallenen entdeckten sie, unter der Kleidung versteckt, Amulette der Götzen, die in Jamnia verehrt werden. Dabei ist es den Juden durch das Gesetz Mose verboten, solche Amulette zu tragen. Allen wurde klar, daß die Männer nur aus diesem Grund gefallen waren, und alle priesen den HERRN, weil er ein gerechter Richter ist und verborgene Schuld an den Tag bringt.
Dann aber hielten sie einen Bittgottesdienst und riefen zum HERRN, er möge die Schuld, die die Männer auf sich geladen hatten, doch ganz vergeben. Judas, dieser edle Mann, ermahnte alle Anwesenden, sich von solchen Verfehlungen freizuhalten; sie hätten die Folgen ja vor Augen. Darauf veranstaltete er eine Sammlung, an der sich alle beteiligten. Das Geld, etwa zweitausend Silberstücke, schickte er nach Jerusalem und ließ davon ein Sühneopfer für die Gefallenen darbringen. Das war eine sehr schöne und gute Tat; denn mit ihr bewies Judas, daß er an die Auferstehung der Toten glaubte. Hätte er nicht erwartet, daß die Gefallenen auferstehen werden, so wäre jedes Gebet für sie überflüssig und sinnlos gewesen. Judas war überzeugt, daß auf alle, die GOTT ernst genommen haben und auch so gestorben sind, ein herrlicher Lohn wartet. Ein gotteswürdiger, frommer Gedanke! Darum ließ er für die Toten das Sühneopfer darbringen, damit ihnen ihre Schuld vergeben würde.
Kapitel 13:
Menelaus erhält die verdiente Strafe
Im Jahr hundertneunundvierzig befand sich König Antiochus Eupator mit einem großen Heer auf dem Weg nach Judäa. Judas und seine Leute erfuhren davon. Der König wurde begleitet von dem Kanzler Lysias, der zugleich mit seiner Erziehung betraut war. Jeder von beiden befehligte ein Heer aus griechischen Söldnern mit jeweils hundertzehntausend Fußsoldaten, fünftausenddreihundert Reiter, zweiundzwanzig Kriegselefanten und mit dreihundert Streitwagen, deren Räder mit scharfen, sichelartigen Eisen bestückt waren.
Menelaus schloß sich Antiochus und Lysias an und drängte den König, in Judäa einzumarschieren. Dabei tat er ganz so, als ginge es ihm um das Wohl seines Volkes und Landes, in Wirklichkeit trieb ihn die Hoffnung, bald wieder das Amt des Obersten Priesters ausüben zu können. Der HERR aber, der König der Könige, ließ in Antiochus Zorn gegen Menelaus aufkommen. Als Lysias nur andeutete, dieser Verbrecher sei letztlich schuld an all den Schwierigkeiten, die man jetzt mit den Juden habe, gab der König den Befehl, Menelaus in die Stadt Beröa zu schaffen und ihn der dort üblichen Art und Weise hinzurichten.
In Beröa steht nämlich ein fünfundzwanzig Meter hoher Turm, der mit Asche gefüllt ist. In seinem Innern befindet sich oben ringsum eine Plattform, die trichterförmig zur Asche hin abfällt. Dort pflegte man Tempelräuber und sonstige Schwerverbrecher hinaufzuheben, so daß sie in die Asche stürzten und darin umkamen. Auf diese Weise fand auch Menelaus, dieser Verräter am Gesetz des HERRN, den Tod. Es war ihm nicht einmal vergönnt, in der Erde bestattet zu werden. Damit geschah ihm nur recht. Er hatte sich oft genug gegen den Altar des HERRN vergangen, dessen Feuer, ja dessen Asche sogar heilig ist. Deshalb fand er in der Asche den Tod.
Der Sieg des Makkabäers bei Modein
Roh und brutal in seiner Gesinnung hatte König Antiochus vor, die Juden weit härter anzupacken, als es sein Vater je getan hatte. Als Judas von den Absichten des Königs hörte, ermahnte er das Volk, bei Tag und Nacht ununterbrochen zum Herrn zu rufen, denn jetzt brauchten sie seine Hilfe nötiger als je zuvor. Man wolle ihnen das Land und den heiligen Tempel wieder nehmen und ein Leben nach dem Gesetz unmöglich machen. Gerade erst habe das Volk wieder ein wenig aufatmen können; GOTT solle doch nicht zulassen, daß es erneut in die Gewalt der Fremden falle. So lagen sie drei Tage lang ununterbrochen auf den Knien und flehten gemeinsam unter Tränen und Fasten den barmherzigen HERRN an. darauf machte Judas ihnen Mut und gab den Befehl sich für den Kampf bereitzuhalten.
Nach geheimer Beratung mit den Ältesten beschloß Judas, loszuschlagen und mit GOTTES Hilfe die Entscheidung herbeizuführen, noch ehe das Heer des Königs in Judäa eindringen oder gar Jerusalem besetzen könnte. Wie das Unternehmen ausgehen würde, das überließ er GOTT, dem Schöpfer der Welt. Judas ermahnte seine Leute, tapfer zu kämpfen und ihr Leben nicht zu schonen. Es gehe um die Gesetze und die Verfassung, um ihr Land und um Jerusalem mit dem Tempel.
Nahe der Stadt Modein schlug Judas sein Lager auf. Er gab die Parole aus: GOTT wird siegen! Noch in der Nacht überfiel er mit einer Abteilung hervorragend tapferer junger Leute, die er sich ausgesucht hatte, den Teil des feindlichen Lagers, in dem das Zelt des Königs stand, und tötete an die zweitausend Mann. Auch den Leitelefanten samt dem Mann, der ihn zu lenken hatte, stachen sie nieder. Im ganzen Lager herrschte panisches Entsetzen, als Judas und seine Leute sich im Morgengrauen als Sieger zurückzogen. Der HERR hatte sie beschützt und ihnen geholfen.
Antiochus belagert Beth-Zur
Diese Kostprobe jüdischer Tapferkeit genügte dem König. Er versuchte nun, die judäischen Festungen mit List in seine Gewalt zu bekommen. Er griff das stark befestigte Beth-Zur an, wurde zurückgeschlagen, griff nochmals an und erlitt eine Niederlage. Judas ließ die Verteidiger nämlich mit allem versorgen, was sie brauchten. Ein jüdischer Soldat namens Rhodokus verriet den Feinden, auf welche Weise das geschah. Judas ließ nach ihm fahnden; er wurde gefaßt und hingerichtet. Als der König zum zweiten Mal den Verteidigern von Beth-Zur ein Verhandlungsangebot machte, brachte er ein Abkommen mit ihnen zustande und hob die Belagerung auf. Jetzt stürzte er sich auf Judas und seine Leute - und wurde von ihnen geschlagen.
Antiochus schließt Frieden mit den Juden
Der König hatte Philippus in Antiochia zurückgelassen und ihn mit der Führung der Regierungsgeschäfte betraut. Als er erfuhr, daß Philippus selbst das Königtum an sich gerissen habe, wußte er nicht, was er tun sollte. Er redete auf einmal freundlich mit den Juden, machte ihnen Zugeständnisse und schwor, alle ihre gerechten Ansprüche zu erfüllen. Um die Abmachungen zu bekräftigen, brachte er sogar ein Opfer dar und machte dem Tempel großzügige und ehrenvolle Geschenke. Für den Makkabäer gab er einen Empfang.
Nachdem er Hegemonides zum Befehlshaber des Gebietes von Ptolemais bis Gerar ernannt hatte, begab sich der König nach Ptolemais. die Bürger der Stadt waren erbittert und empört wegen der Verträge, die er mit den Juden geschlossen hatte, und verlangten, daß sie rückgängig gemacht würden. Lysias mußte auf die Rednerbühne. Er rechtfertigte die Verträge, so gut er konnte. Nachdem es ihm gelungen war, das Volk zu beruhigen und umzustimmen, brach er nach Antiochia auf.
Soviel über den Feldzug des Königs gegen Judäa und über seinen Rückzug.
Kapitel 14:
Alkimus bei König Demetrius
Drei Jahre danach erhielten Judas und seine Leute Nachricht, daß Demetrius, der Sohn von König Seleukus, mit einer Flotte den Hafen von Tripolis angelaufen habe und mit starken Truppen an Land gegangen sei. Er habe Antiochus und Lysias, der mit seiner Erziehung betraut war, getötet und die Herrschaft übernommen.
In Jerusalem lebte damals ein gewisser Alkimus. Er war früher einmal Oberster Priester gewesen, hatte dann jedoch, zu der Zeit, als die Gefolgschaft des Makkabäers untereinander gespalten war, eine Bluttat begangen, die ihn zur Führung des Amtes untauglich machte. Er wußte genau, daß seine Lage völlig aussichtslos war und daß die Juden ihn niemals gestatten würden, noch einmal an den heiligen Altar zu treten. Deshalb begab er sich - es war im Jahr hunderteinundfünfzig der griechischen Herrschaft - zu König Demetrius und überbrachte ihm eine goldene Ehrenkrone, einen Palmzweig und dazu noch Ölbaumzweige, wie sie im Tempelgottesdienst verwendet werden. Über den eigentlichen Grund seines Kommens sagte er vorerst noch nichts. Dann aber kam der günstige Augenblick, den er nutzen konnte, um seinen wahnwitzigen Plan voranzutreiben: Alkimus wurde von König Demetrius vor den Kronrat gerufen und gefragt, wie die Stimmung unter den Juden sei und was sie vorhätten.
Alkimus sagte darauf: Unter den Juden gibt es Leute, die sogenannten Hasidäer, die unter der Führung des Makkabäers Judas ständig auf Krieg aus sind, Aufstände anzetteln und das Reich nicht zur Ruhe kommen lassen. Sie sind auch schuld daran, daß ich gehindert werde, das hohe Amt auszuüben, das mir aufgrund meiner Abstammung durchaus zusteht: das Amt des Obersten Priesters. Deshalb bin ich jetzt hierher gekommen. Es geht mir aufrichtig darum, daß die königlichen Interessen gewahrt werden, des weiteren aber auch um das Wohl meiner Mitbürger. Der Unverstand der Leute, die ich eben nannte, richtet unser ganzes Volk zugrunde. Mein König, laß die Sache in allen Einzelheiten untersuchen und dann kümmere dich um unser Land und unser bedrängtes Volk; deine Güte und Fürsorge gilt ja allen Menschen. Solange Judas lebt, wird das Reich keinen Frieden haben.
Demetrius schickt Nikanor nach Judäa
Nach dieser Rede von Alkimus beeilten sich die Freunde des Königs, denen Judas gleichfalls verhaßt war, König Demetrius noch weiter aufzuhetzen. Der ernannte sofort Nikanor, den Obersten der Elefantentruppe, zum Befehlshaber von Judäa und schickte ihn los mit dem Auftrag, Judas zu beseitigen, seine Anhänger zu zerstreuen, Alkimus aber als Obersten Priester des größten aller Tempel einzusetzen. Alle die Fremden, die in Judäa gelebt hatten, aber vor Judas geflohen waren, schlossen sich Nikanor an. Sie dachten, das Unglück, das jetzt über die Juden hereinbreche, könne für sie nur Glück bedeuten.
Nikanor und Judas werden Freunde
Die Juden hörten, daß Nikanor im Anmarsch sei und daß zusammen mit ihm auch all die Fremden wieder anrückten. Daher streuten sie sich Erde auf den Kopf und flehten den HERRN um Hilfe an, der sein Volk geschaffen hat, damit mit es für immer besteht, und der es immer wieder durch sein sichtbares Eingreifen beschützt hat. Dann gab Judas, ihr Anführer, den Befehl zum Aufbruch. Sofort marschierten sie los und trafen bei dem Dorf Dessau auf die Feinde. Simeon, der Bruder des Makkabäers, war schon vorher mit den Truppen Nikanors zusammengestoßen und dabei durch einen überraschenden Angriff der Gegner so verwirrt worden, daß er eine leichte Niederlage hatte hinnehmen müssen. Trotzdem: Als Nikanor hörte, mit welcher Kühnheit und Entschlossenheit Judas und seine Männer für ihr Land und Volk zu kämpfen pflegten, verzichtete er lieber darauf, die Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen. Er schickte Posidonius, Theodotus und Mattatias, um mit Judas einen Friedensvertrag auszuhandeln.
Die Sache wurde gründlich beraten. Nachdem Judas seinen Leuten gesagt hatte, worum es ging, und diese einhellig zugestimmt hatten, konnte der Vertrag geschlossen werden. Ein Tag wurde festgesetzt, an dem Nikanor und Judas sich an einem bestimmten Ort unter vier Augen treffen sollten. Von jeder Seite kam ein Wagen herangefahren, und Ehrensessel wurden bereitgestellt. Judas hatte vorsichtshalber an günstigen Stellen kampfbereite Soldaten in Stellung gebracht für den Fall, daß die Feinde einen heimtückischen Überfall planten. Doch die Unterredung verlief ohne Zwischenfälle.
Nikanor hielt sich danach einige Zeit in Jerusalem auf und tat nichts, was bei den Juden hätte Anstoß erregen können. Die Fremden, die ihm in Scharen nach Judäa gefolgt waren, schickte er sogar wieder nach Hause. Judas hatte er ständig um sich, und er schätzte und liebte ihn wie einen Freund. Er riet ihm auch, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen. Das tat Judas, und es ging ihm gut; er fing an, das Leben zu genießen.
Nikanors Sinnesänderung
Alkimus merkte, wie gut Nikanor und Judas sich verstanden. Er verschaffte sich daher eine Abschrift des Vertrages, den die beiden geschlossen hatten, ging damit zu Demetrius und machte ihm klar, daß Nikanor alles andere im Sinne habe, nur nicht die Wahrung der Interessen des Königs. Er habe Judas, diesen Feind des Reiches, zu seinem Nachfolger im Amt des Befehlshabers von Judäa bestimmt.
Der König glaubte den Verleumdungen des Erzschurken Alkimus. Außer sich vor Wut schrieb er Nikanor, daß er mit dem Vertrag ganz und gar nicht einverstanden sei, und befahl ihm, den Makkabäer auf der Stelle gefesselt nach Antiochia zu schaffen.
Als Nikanor diesen Brief erhielt, war er sehr betroffen und wußte nicht, was er tun sollte. Es war ihm zuwider, den Vertrag aufzukündigen, zumal doch der Mann, mit dem er ihn geschlossen hatte, sich gar nichts hatte zuschulden kommen lassen. Andererseits konnte er aber den Befehl des Königs nicht unbeachtet liegen lassen. So wartete er auf eine Gelegenheit, um mit Hilfe irgendeiner List den Auftrag des Königs durchzuführen.
Judas merkte, daß Nikanor ihn abweisender behandelte und von der gewohnten Freundlichkeit immer weniger zu spüren war. Er begriff, daß das nichts Gutes bedeuten könne. Daher sammelte er eine große Zahl seiner Leute um sich und ging erneut mit ihnen in den Untergrund.
Als Nikanor dahinterkam, daß Judas ihn überlistet hatte, ging er zum größten und heiligsten aller Tempel und forderte von den Priester dort - sie waren gerade dabei, die vorgeschriebenen Opfer darzubringen -, sie sollten ihm Judas ausliefern. Die aber beteuerten unter Eid, sie wüßten nicht, wo er sei. Darauf streckte Nikanor seine rechte Hand gegen den Tempel aus und schwor: Wenn ihr mir nicht Judas gefesselt ausliefert, werde ich diesen Tempel dem Erdboden gleichmachen, auch diesen Altar niederreißen, und statt dessen hier einen prächtigen Tempel für den Götzen Dionsos errichten! Mit diesen Worten ging er davon.
Die Priester streckten ihre Hände zum Himmel aus und riefen zu dem, der noch zu aller Zeit unser Volk beschützt hat. Sie beteten: HERR, du brauchst wahrhaftig kein Haus, um darin zu wohnen, du bist auf nichts angewiesen; und doch hast du gewollt, daß hier ein Tempel entstehe, in dem du mitten unter uns gegenwärtig bist. HERR, du allein bist heilig, erst vor kurzem durften wir diesen Tempel neu einweihen; laß nicht zu, daß er jemals wieder geschändet wird!
Rasis Freitod
Unter den Ältesten der Stadt Jerusalem gab es einen Mann namens Rasi. Er half seinen Mitbürgern, wo er nur konnte, und war von allen geachtet. Man nannte ihn liebevoll "Vater der Juden". Dieser Rasi wurde bei Nikanor angezeigt. Er hatte sich schon früher, zur Zeit der Glaubensverfolgung, durch sein entschiedenes und beharrliches Eintreten für den jüdischen Glauben hervorgetan und dabei Leib und Leben gewagt. Um den Juden zu zeigen, wie sehr er sie haßte, schickte Nikanor mehr als fünfhundert Soldaten los mit dem Auftrag, Rasi zu verhaften. Er meinte, damit den Juden einen schweren Schlag versetzen zu können.
Die Soldaten versuchten, in Rasis Haus einzudringen, bemühten sich vergeblich, das Hoftor aufzubrechen, und beschlossen endlich, das Tor anzuzünden. Als Rasi sah, daß es für ihn kein Entrinnen mehr gab, stürzte er sich in sein Schwert. Ehe er diesen Verbrechern in die Hände fiel und sich von ihnen eine Behandlung gefallen lassen mußte, die seiner ganz und gar unwürdig war, wollte er lieber in Ehren sterben.
In der Hast aber hatte er sich nicht tödlich getroffen. Die Soldaten stürmten schon durch das Tor, da lief er oben auf die Mauer und stürzte sich unerschrocken in die Tiefe. Die vielen Menschen, die unten standen, konnten noch schnell zurückweichen, so daß Rasi zwischen ihnen auf der Erde aufschlug.
Doch er lebte immer noch. In leidenschaftlicher innerer Erregung stand er auf, lief blutüberströmt und trotz seiner schweren Verletzungen durch die Menge und stellte sich auf einen hochragenden Felsen. Dort riß er sich, inzwischen schon fast verblutet, die Eingeweide aus dem Leib, packte sie mit beiden Händen und schleuderte sie unter die Leute. Dabei rief er zu dem HERRN, der Macht über alles Leben hat, er möge sie ihm einst zurückgeben. So ging Rasi in den Tod.
Nikanor erfuhr, daß Judas und seine Leute sich im Gebiet von Samaria aufhielten. Er beschloß, sie an einem Sabbat anzugreifen, weil sie sich an diesem Tag ja nicht verteidigen dürfen. Die Juden, die gezwungen worden waren, in seinem Heer mitzumarschieren, baten ihn aber, darauf zu verzichten. Sie sagten: Niemals darfst du so etwas Unmenschliches tun! Achte vielmehr den Tag, den der HERR vor allen anderen als heiligen Tag ausgezeichnet hat! Und bedenke: dem HERRN entgeht nichts!
Da fragte Nikanor, dieser Erzschurke, ob es im Himmel etwa einen Herrn gäbe, der befohlen habe, den Sabbat zu feiern. Ja, sagten die Juden, der lebendige HERR, der Herrscher im Himmel hat es befohlen. Darauf Nikanor: Auf der Erde bin ich der Herr, und ich befehle euch, die Waffen zur Hand zu nehmen und zu tun, was das Interesse des Königs fordert!
Dennoch: Es sollte ihm nicht gelingen, sein verbrecherisches Vorhaben auszuführen.
In seiner Anmaßung und Überheblichkeit war Nikanor fest überzeugt, die Waffen und Rüstungen von Judas und seinen Männern bald zu einem weithin sichtbaren Siegesmal auftürmen zu können. Judas aber gab die Hoffnung nicht auf und vertraute fest darauf, daß der HERR ihm helfen werde. Er ermunterte seine Leute, beim Anmarsch der Fremden nicht zu erschrecken. Sie sollten nicht vergessen, daß der HERR ihnen immer wieder beigestanden habe. Sie dürften auch jetzt gewiß sein, daß er, der HERR der Welt, ihnen den Sieg schenke. Judas machte den Männern auch Mut, indem er ihnen aus dem Gesetz Moses und den Schriften der Propheten vorlas und sie obendrein an all die Schlachten erinnerte, die sie schon siegreich geschlagen hätten. Ferner spornte er sie an durch den Hinweis, daß die Fremden die Verträge nicht gehalten und ihre Schwüre gebrochen hätten. So machte er jeden seiner Männer willig und fähig zum Kampf - nicht dadurch, daß er sie auf ihre Schilde und Lanzen verwies, sondern durch die Worte, mit denen er ihnen Mut einflößte.
Er teilte ihnen schließlich noch einen Traum mit, auf den sie ihre Hoffnung gründen dürften und der sie tatsächlich sehr froh machte. Judas hatte im Traum nämlich folgendes gesehen: Onias, der frühere Oberste Priester, ein vollendet gebildeter Mann, bescheiden im Umgang, gütig in seinem Wesen, besonnen im Reden, von Jugend auf bestens geübt in allem, was einen Menschen auszeichnen kann, - dieser Onias betete mit erhobenen Händen für das ganze jüdische Volk. Dann sei noch ein anderer Mann erschienen, in weißem Haar, eine prächtige Gestalt von ganz außerordentlicher Hoheit und Würde, und Onias habe gesagt: Dies ist Jeremia, der Prophet GOTTES, der uns, seine Brüder, liebt und so oft für unser Volk und die heilige Stadt Jerusalem gebetet hat. Jeremia habe darauf Judas ein goldenes Schwert übergeben und dabei gesagt: Dies heilige Schwert ist ein Geschenk, das GOTT dir macht. Nimm es und vernichte mit ihm deine Feinde!
Was Judas sagte, war bestens geeignet, allen seinen Leuten Mut zu machen. Selbst Halbwüchsige fühlten sich stark genug, wie Männer den Kampf zu bestehen. Jerusalem, die Religion, der Tempel waren in Gefahr. So waren denn auch alle entschlossen, nicht erst ein Lager aufzuschlagen, sondern sofort unerschrocken den Kampf aufzunehmen und unter tapferem Einsatz aller Kräfte die Entscheidung herbeizuzwingen. Was sie antrieb, war weniger die Sorge um die Sicherheit ihrer Frauen und Kinder oder ihrer Verwandten; zuerst und vor allem trieb sie die Sorge um die Sicherheit des heiligen Tempels. Das Volk aber, das in Jerusalem zurückblieb, war tief in Sorge, ob die Feinde in offener Feldschlacht besiegt werden könnten.
Alle warteten auf die Entscheidung, die jetzt fallen mußte. Das feindliche Heer rückte in Schlachtordnung an, auf dem rechten und linken Flügel die Reiterei, die Elefanten verteilt auf die günstigsten Stellen der Front. Der Makkabäer sah die Menge der Gegner, ihre verschiedenartigen Waffen und die wild daherstampfenden Elefanten. Da streckte er die Hände zum Himmel aus und betete zu dem HERRN, der Wunder wirken kann. Ihm war klar: diese Schlacht würde nicht durch die Menge der Waffen entschieden, sondern GOTT würde den Sieg denen schenken, die ihn nach seinem Urteil verdient hatten. Judas betete: Als Hiskija König von Juda war, schicktest du, HERR, deinen Engel, und er tötete vom Heer Sanheribs hundertfünfundachtzigtausend Mann. So schicke auch uns jetzt, HERR des Himmels, einen guten Engel; er soll unserem Heer vorausziehen und den Feinden Furcht und Schrecken einjagen. Vor deiner großen Macht sollen alle erzittern, die es gewagt haben, dich zu lästern und dein heiliges Volk anzugreifen! - Damit beendete Judas sein Gebet.
Nikanors Truppen rückten unter dem Klang von Trompeten und Schlachtgesängen vor; Judas und seine Leute warfen sich ihnen entgegen, indem sie beteten und GOTT um Beistand anriefen. Mit ihren Händen kämpfend, in ihren Herzen aber zu GOTT betend, konnten sie mehr als fünfunddreißigtausend Feinde niedermachen und jubelten gewaltig über diesen sichtbaren Beweis der Hilfe GOTTES.
Als alles vorbei war und die Juden voller Siegesfreude das Schlachtfeld verließen, entdeckten sie Nikanor, der erschlagen, in voller Rüstung dalag. Das gab ein Geschrei und einen Tumult! Alle dankten sie dem HERRN in ihrer Muttersprache.
Judas, der allezeit und überall der Erste gewesen war und mit Leib und Seele für seine Mitbürger gekämpft und sich die Liebe zu seinem Volk von Jugend auf stets bewahrt hatte, gab den Befehl, Nikanor den Kopf und den rechten Arm abzuschlagen und beides nach Jerusalem mitzunehmen. In Jerusalem ließ er das Volk im Tempel zusammenkommen, und die Priester mußten sich vor dem Brandopferaltar aufstellen. Dann ließ er die Besatzung aus der Festung herbeirufen. Allen zeigte er den Kopf des verruchten Nikanor und den Arm, den dieser Lästerer und Angeber gegen den Tempel des HERRN der Welt ausgestreckt hatte. Dann ließ er die Zunge des Gottlosen herausschneiden und stückchenweise den Vögeln hinwerfen. Nikanors Arm wurde dem Tempel gegenüber aufgehängt - zur Strafe dafür, daß der Wahnsinnige ihn gegen den Tempel erhoben hatte. Alle, die versammelt waren blickten zum Himmel auf und priesen den HERRN, der seine Macht so deutlich gezeigt und den Tempel vor der angedrohten Schändung bewahrt hatte. Nikanors Kopf hängte Judas, für alle sichtbar, an der Mauer der Festung auf als Beweis dafür, daß der HERR seinem Volk hilft.
Die Versammlung beschloß durch öffentliche Abstimmung, daß dieser Tag nie in Vergessenheit geraten solle. Jedes Jahr sollte er am Tag vor dem Mordechai-Tag, d.h. am dreizehnten Tag des zwölften Monats - auf aramäisch: dem dreizehnten Adar -, festlich begangen werden.
So also ist es Nikanor zuletzt ergangen. Jerusalem blieb von da an fest in der Hand des jüdischen Volkes, und ich kann daher mit meinem Bericht hier schließen. Ist er geschickt angelegt und findet er Gefallen, so habe ich erreicht, was ich wollte. Ist er dürftig und mittelmäßig, so habe ich doch immerhin getan, was ich konnte. Aber bekanntlich ist es auch gar nicht gesund, den Wein pur zu trinken. Nur Wasser zu trinken, ist gleichfalls unerfreulich. Erst Wein mit Wasser gemischt schmeckt gut und macht das Trinken zum Genuß. So wird auch ein Bericht durch die Art, wie er abgefaßt ist, für den Leser oder Hörer zum Genuß. Doch damit möchte ich schließen.